Tag 87 – El Socorro

Eigentlich müsste mir die viele Ruhe hier auf der Finca San Juan langsam langweilig werden, aber so ist es nicht. Ich kann Tag für Tag am Pool herumlungern, zwischendurch ein Gläschen Sekt trinken und die Zeit vergehen lassen während meine Uhr in meinem kleinen Häuschen allein und unbeachtet auf dem Tisch liegt. Ich bin sehr entspannt und habe nicht mehr das Gefühl schnell noch hierhin oder dorthin hetzen zu müssen um ein gutes Foto zu schießen.

So vergeht wieder ein Tag an dem ich kaum weiß ob es Mittwoch oder schon Donnerstag ist, das Datum kenne ich schon gar nicht. Ich weiß nur eines, erst am nächsten Montag muss ich alles zusammenpacken und nach La Gomera weiterreisen. Bis dahin ist alles ganz easy und ich warte lediglich darauf, dass Dennis anruft um mir mitzuteilen, dass er Zeit hat um sich in seiner Werkstatt in Los Realejos um mein Motorrad zu kümmern.

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Als die Sonne um 18h langsam tief seht mache ich mich schließlich doch mit meinem Motorrad auf zum „Strand um die Ecke“. Schon oft habe ich mir vorgenommen hier mal einen Sonnenuntergang im schwarzen Lavasand zu verbringen, aber geklappt hat es bislang leider noch nicht. Also schwinge ich mit in T-Shirt und kurzer Hose auf mein schweres Motorrad und fahre mit meiner Fotoausrüstung in einem der Seitenkoffer und dem Stativ auf dem Gepäckträger, etwa 10 Minuten zum El Socorro. Zwischendurch denke ich immer wieder an meinen kleinen Unfall vor einigen Wochen, als ich in der Dunkelheit bei El Sauzal in ein gewaltiges Loch gerutscht bin. „Jetzt bloß nicht auf die Fresse legen…“ geht es mir immer wieder durch den Kopf, dann das würde heute so richtig weh tun. Beim nächsten Mal habe ich wieder meine komplette Motorradkluft an, aber heute ist es mir bei fast 30°C einfach zu warm um damit am Strand herumzukrebsen.

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Am El Socorro angekommen parke ich mein Motorrad etwas oberhalb und mache mich auf den Weg zum Ende des Strandes das schön von der Sonne beschienen wird. Während ich dort fotografiere kommen immer wieder irgendwelche alten Leute mitten vor meine Kamera gelatscht, bleiben kurz stehen und drehen wieder um. Ich fotografiere heute mit dem Fuji XF 1,4/23mm und einem B&W ND1000 Graufilter. Bei Blende 16 kann ich so locker 30 Sekunden lang belichten. Die Menschen sehe ich auch meinen Bildern daher nur als verschwommene unscharfe „Geister“. Aber ihre bescheuerten Fußabdrücke im zuvor jungfräulich glatten Sand, die bleiben sichtbar und das ist ärgerlich. Statt 5 Meter vorher kehrt zu machen, müssen alle, wirklich alle mit einer Seelenruhe direkt vor meinen Graufilter latschen. Es ist fast so als wollten sie mir zeigen, dass das hier ihr Strand ist und ich mit meiner Kamera hier nichts zu suchen habe.

Plötzlich kommt eine richtig hohe Welle auf mich zu während meine Kamera gerade wieder belichtet. Die Welle bricht sich einige Meter vor mir und das Wasser fließt etwa zehn Zentimeter hoch um mein Stativ herum. Ich flüchte mich schnell auf einen dicken Felsbrocken und als das Wasser weg und der Verschluss wieder geschlossen ist, habe ich endlich ein Foto ohne Fußabdrücke das zudem einen seltsamen Farbstich aufweist. Der Grund ist mein Graufilter, selbst extrem hochwertige teure ND-Filter wie meine B&W Variante, produzieren unter ungünstigen Bedienungen solche Effekte. Ich sehe es eher als ein „Stilmittel“ und kann mich jetzt anderen Perspektiven zuwenden.

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Als der Sonnenuntergang ganz kurz bevorsteht, beginne ich direkt in die Sonne zu fotografieren. Meine Fuji X-T1 löse ich weiterhin mit dem Selbstauslöser aus. Einmal eingeschaltet, bleibt aber mir bis zum „Neustart“ der Kamera erhalten. Das ist sehr praktisch und ich frage mich immer wieder warum Nikon das bei den Kameras der NIKON1 Serie einfach nicht hinbekommt? Aber es muss ja auch Gründe geben um mit einer Fuji zu fotografieren.

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Während die Sonne langsam aber sicher verschwindet probiere ich noch schnell verschiedene Perspektiven aus. Weil ich jetzt direkt in die Sonne fotografiere, sind die Belichtungszeiten selbst bei Blende 16 und ISO-200 mit etwa 5 bis 10 Sekunden relativ kurz. Die Rauschunterdrückung habe ich abgeschaltet, sie erscheint mir nicht wirklich erforderlich und ich konnte in meinen RAW-Dateien bislang keine Unterschiede feststellen. So bin ich jetzt schnell dabei und kann in der kurzen Zeit die das Schauspiel dauert immer wieder etwas geänderte Perspektiven ausprobieren.

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Als ich wieder bei der Finca San Juan eintreffe sind meine Knochen noch heil und ich habe einen mordsmäßigen Hunger. Den ganzen Tag über habe ich nichts gegessen und nur wenig getrunken, jetzt freue ich mich über meinen „Sonderwunsch“, einen Käseteller mit Brot und Butter.

Nachdem ich noch kurz meine Fotos angeschaut habe, stecke ich mir um kurz vor 22h meine Kopfhörerin die Ohren und schlafe mit frischer Musik ein, die ich mir am Nachmittag bei Deezer herausgesucht und auf mein Telefon heruntergeladen habe.

So geht wieder ein äußerst entspannter Tag auf Teneriffa zu Ende. Könnte es doch alles nur so bleiben, es würde mir vielleicht irgendwann langweilig, aber sicher erst in einigen Monaten 🙂

Ein Kommentar zu “Tag 87 – El Socorro

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