Motoradhelme richtig reinigen
Welcher Biker kennt das nicht, der einst so schöne neue Helm riecht am Ende der Saison wie ein nasser Hund. Egal was man auch anstellt, der Muff geht einfach nicht weg. Im Jahr 2011 hat mich der Muff in meinem eigentlich noch ganz guten Schuberth S1 pro so genervt, dass ich begann mich nach einem anderen Helm umzusehen. Nur welcher Helm soll es sein? Nach einigen Testfahrten habe ich mich schließlich für einen SHOEI XR1100 entschieden. Dieser Helm hat ein komplett herausnehmbares Innenfutter. Da sollte es leicht sein den Muff am Ende der Saison zu entfernen.
Am 12. August 2012 und mein Shoei dann auch schon fast ein Jahr alt und ordentlich durchgeschwitzt. Bei einer Motorradtour ging mir das irgendwann so gegen den Strich, dass ich mich zu einer radikalen “Grundreinigung” entschlossen habe. Bei Louis und anderen Motorrad-Zubehörgeschäften gibt es “Helmreiniger” in Dosen. Man schäumt das Innenleben seines Helms damit ordentlich ein, lässt es einwirken und reibt es dann mit einem Schwamm oder einem Tuch heraus. Eine mühsame Prozedur und zugleich nicht dauerhaft erfolgreich. Ich habe es schon mehrfach versucht, der Helm riecht am ersten Tag nach der Reinigung penetrant nach Chemie und 3-4 Tage später wieder genau so muffig wie vor der Prozedur.
Das muss anders gehen! Weil mir mein Schuberth S1 pro zu schade für den Müll war, habe ich ihn damals zerlegt und mit richtig heißem Wasser, einer ordentlichen Portion Fleckensalz und einem guten Schluck Flüssigwaschmittel (Spee Sensitiv) in der heimischen Badewanne mehrere Stunden eingeweicht. Nach einer längeren “Trockenperiode” roch der Helm dauerhaft relativ angenehm nach frisch gewaschener Wäsche.
Diese Prozedur habe ich also mit meinem Shoei XR1100 ebenfalls durchexerziert und mit dem Handy zwischendurch ein paar Fotos geschossen. Hier sind sie…
Beim Zerlegen des Helmes bin ich dann auf eine Wespe gestoßen die in einer der Lüftungsöffnungen meines Helmes steckt – Uahhh…
Es ist also durchaus sinnvoll seinen Helm gelegentlich genauer zu begutachten! Hier die nackte Helmschale nach dem Ausbau aller Polster. Im Bereich der Ohren sieht man braunen Filz. Diesen habe ich selbst eingeklebt um das Geräuschniveau im Bereich der Ohren etwas abzusenken. Es hat ein wenig geholfen, aber der Helm ist trotzdem noch so laut, dass man bei längeren Fahrten mit hoher Geschwindigkeit unbedingt einen Gehörschutz tragen sollte!
Nach der Reinigung kommt die Trocknung. Nur wie trocknet man die nassen Polster so effizient wie möglich? Hier habe ich einen Tipp für Euch. Ich habe zwei Gartenstühle zusammen gestellt, einen Standventilator darauf gelegt, diesen auf kleinster Stufe laufen lassen und dann die Teile der Helmpolsterung drauf gelegt. Nach einigen Stunden waren die Polster soweit getrocknet, dass man sie schon fast wieder einbauen kann.
Es ist also gar nicht so schwer seinen Helm nach der Saison oder auch mal zwischendurch gründlich vom Muff der sommerlichen Kilometer zu befreien. Der Shoei XR1100 ist hier im Vorteil, weil sich wirklich alle wesentlichen Polster sehr einfach entfernen lassen. Der Zusammenbau ist recht einfach und vor einer gründlichen Reinigung muss man sich nicht fürchten. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kauft noch schnell bevor sein Helm aus dem Programm genommen wird einen oder vielleicht auch zwei Sätze Wangenpolster. Die riechen meist wirklich schlimm und sehen besonders bei Fahrern mit ausgeprägtem Bartwuchs nach kurzer Zeit ziemlich abgenutzt aus.
Im Jahr 2014 habe ich den XR-1100 dann durch einen Showei GT-Air ersetzt, also nicht so richtig ersetzt, eher ergänzt – wer wirft schon einen Helm weg der erst zwei Jahre alt ist und trotzdem frisch gewaschen riecht?
So richtig rundunglücklich war ich aber mit der Geräuschkulisse und dem Innenfutter des GT-Air auch nicht. Also habe ich mal einen Schuberth C3 ausgiebig zur Probe gefahren und war von diesem teuren Helm regelrecht entsetzt. Als einige Monate später im Frühjahr 2014 mit dem Schuberth C3 pro der Nachfolger auf den Markt kam, beschloss ich diesem Helm ebenfalls eine Chance zu geben. Letztlich habe ich ihn mir gekauft. Lieber wäre mir ein fabrikneuer Schuberth S1 pro gewesen, aber der ist neu einfach nicht mehr in meiner Größe zu bekommen. Und der Schuberth S2 hat solch einen engen Einstieg, dass es mir jedes Mal fast die Ohren vom Kopf gerissen hat wenn ich ihn bei Louis oder anderswo aufprobiert habe. Der C3 Pro trägt sich meiner Meinung nach deutlich besser als der C3, er ist ordentlich belüftet und es ist einfach unglaublich leicht ihn aufzusetzen. Keine eingerissenen teilweise blutigen Ohren mehr, dieser Helm ist wirklich komfortabel. Allerdings wirklich leise ist es auch nicht.
Nach über 30 Jahren auf dem Motorrad muss ich leider feststellen, es gibt einfach keinen Helm der eine Akustik bietet wie man sie von einem Auto kennt. Ohne Gehörschutz ist jeder Helm laut, eben mal mehr oder mal etwas weniger. Einen Helm den man 100 Tage am Stück jeden Tag 10 Stunden auf dem Kopf haben kann ohne, dass das Hörvermögen darunter leidet den gibt es leider nicht.
Meine Lösung, ich benutze die roten Ohrenstöpsel die es beim BAUHAUS in der Arbeitsschutzabteilung für extrem kleines Geld zu kaufen gibt. Sie sind deutlich kleiner als die dicken Brummer aus der Apotheke von OHROPAX & Co. Mit den roten Stöpseln aus dem Baumarkt hört man noch ein wenig und weil sie so weich sind spürt man sie nach einigen Minuten kaum noch. Eine brauchbare Alternative wäre ggfs. OHROPAX Soft, aber dies sind deutlich teurer als die Lösung aus dem Baumarkt.