Tag 9 – Der Plasmaschuss

ASDEX-Upgrade-ReaktorAm Dienstagmorgen kann ich ausschlafen. Nach der langen Winterpause stecken mir die letzten Tage auf dem Motorrad noch ein wenig in den Knochen und es tut gut einfach gut mal ein paar Stunden herum gammeln zu können. Für den Nachmittag habe ich mich für einen zweiten Besuch beim Fusionsreaktor angemeldet. Nach dem gestrigen Wartungstag laufen heute die Versuche und heute ist der erste Tag an dem der BUSSARD nach der langen Entwicklungszeit aktiv in Betrieb sein wird.

Doch zunächst gibt es ein leckeres Frühstück und einen ausgiebigen Plausch mit einem sehr netten Ehepaar das hier in paar Tage Urlaub macht. Nach dem Frühstück schaue ich mir ein wenig zu Fuß die Gegend an. Ich bin jetzt seit knapp einer Woche unterwegs und langsam müsste ich mich mal nach einer Möglichkeit umschauen um Wäsche waschen zu können. Via Google-Mals habe ich nur einige hundert Meter weiter einen Wasch-Salon namens „Wasch & Dry“ ausgemacht.

Wash-and-Dry-Garching

Als ich dort ankomme bin ich ziemlich geschockt. Hier sind fast alle Waschmaschinen defekt und auch die meisten Trockner haben nur noch Schrottwert. Der Automat für das Waschpulver hat ebenfalls einen Totalschaden. Personal gibt es auch nicht. Der Automat für das Wechseln von Geldscheinen in Wertmünzen scheint ebenfalls nicht mehr zu funktionieren. Auf einem Zettel, der mit Tesafilm an den Automaten geklebt ist, steht zu lesen, dass man die Straße runter zur Änderungsschneiderei gehen soll falls man Waschpulver oder Wertmünzen braucht.

Das alles stößt mich eher ab und ich beschließe keinen Versuch unternehmen meine Wäsche hier zu waschen. Eine wenige Meter entfernt ist ein kleines Einkaufszentrum. Dort kaufe ich sehr preiswert 9 Unterhosen und 3 T-Shirts. Damit komme ich die nächsten Tage über die Runden und da sich Kleidung gut zusammen stopfen lässt, werde ich sie schon irgendwie in meine Hecktasche quetschen können.

Nebenan ist ein Drogeriemarkt. Beim vielen hin und her mit meinem Gepäck habe ich mir vor einigen Tagen sehr schmerzhaft den linken Daumennagel eingerissen. Inzwischen steht ein großes Stück des Nagels ab und es tut immer wieder weh wenn man damit irgendwo anstößt. Auf der Suche nach einer Lösung lande ich schließlich in der Abteilung in der Frauen normalerweise ihre falschen Fingernägel einkaufen. Es gibt hier allerlei Dinge mit denen ich mich nicht auskenne. Kurzzeitig habe ich überlegt den gebrochenen Daumennagel einfach mit Superkleber zu verarzten, aber hier gibt es speziellen Nagelkleber. Das scheint mir gesünder und besser geeignet zu sein. Etwas verschämt nehme ich mir also eine Tube Nagelkleber zu 2,85 Euro aus dem Regal und wandere weiter zum Rasierschaum. Meinen großen Elektrorasierer habe ich daheim gelassen. Im Gepäck habe ich nur einen leichten Nassrasierer. Aber auf den Rasierschaum hatte ich bislang auch verzichtet. Mein Hals sieht inzwischen allerdings ziemlich zerschunden aus, vielleicht ist die Benutzung von Rasierschaum doch sinnvoll. Gegen den latenten Sonnenbrand auf meiner Nasenspitze gibt es auch etwas. Ich finde einen preiswerten Stick mit einem Sonnenschutzgel. Er kostet ebenfalls knapp 3,- Euro und wird mir in den kommenden Wochen sicher gute Dienste leisten.

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Am Abend zuvor habe ich gelesen, dass im Jahr 2013 vor dem Rathaus ein offenes WLAN eingerichtet wurde. Das will ich mal testen und als ich vor dem Rathaus stehe ist dort tatsächlich ein offenes WLAN mit dem ich mein Telefon verbinden kann. Ich kann einige kurze Nachrichten mit meiner Freundin Sandra austauschen. Sie ist in Essen bei der Arbeit und ist sicher nicht ganz glücklich damit, dass ich für so lange Zeit ganz allein unterwegs sein werde. Also sollte ich mich auch hin und wieder mal melden. Das funktioniert mit diesem WLAN auch recht gut. Aber alles andere klappt eher nicht. Die Verbindung ist sehr langsam und bricht immer wieder ab. Das hat also keinen Zweck.

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Zurück beim Gasthof schnappe ich mir meinen kleinen Mac und setze mich in den Biergarten. Hier ist das WLAN des Gasthofes verfügbar. Aber auch hier reißt die Verbindung immer wieder ab. Irgendwann bin ich so genervt, dass ich die Datenverbindung meines Telefons per WLAN freigebe und meinen Mac damit verbinde. Erst einen Tag später werde ich feststellen, dass ich am Tisch direkt am Eingang des Biergartens sitzen muss, dort funktioniert das WLAN bestens!!

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Nun kann ich echt zügig meine Artikel schreiben und die zugehörigen Fotos hochladen. Nach etwa einer Stunde bekomme ich dann eine Nachricht, dass mein schnelles Surfvolumen für diesen Monat aufgebraucht ist. 5 GB sind weg, so ein Mist und ich wollte gerade einen schönen langen Artikel mit vielen Fotos veröffentlichen. Also versuche ich es nochmals mit dem WLAN des Gasthofes, es klappt für kurze Zeit, aber dann ist die Verbindung wieder weg. Ziemlich genervt versuche ich es mit dem kostenpflichtigen Hotspot der Telekom. Ich kaufe einen Tag zum Preis von 4,95 Euro. Bezahlen kann ich mit meiner Kreditkarte. Das klappt soweit auch recht gut, aber auch dieses Netzwerk ist quälend langsam und auch hier bricht die Verbindung immer wieder ab. Wahrscheinlich sitze ich strategisch ungünstig. Also gehe ich mal hoch zur Dachterrasse in der zweiten Etage. Leider bessert sich dadurch auch nichts. Ich bin so richtig genervt und beschließe die Bloggerei für heute erst einmal einzustellen.

ASDEX-Upgrade-Bau

Um 14h steige ich kurz auf mein Motorrad und fahre die 2,8 Kilometer zur Max-Planck-Gesellschaft. Hier habe ich jetzt schon fast Routine. Herr Dr. Teschke hat mich bereits angemeldet und die Pförtner wissen Bescheid. Etwas verwundert mustern sie mich auf meinem Motorrad, es ist scheinbar nicht üblich hier mit einem Motorrad vorzufahren.

Nach dem gestrigen Wartungstag laufen hier heute einige Versuche. Ich kann einen Plasmaschuss  live miterleben und bin erstaunt über die Geräusche die dabei kurzzeitig entstehen. So etwas habe ich noch nie gehört und es würde sich in jedem Sience Fiction Film gut machen.

Nachdem ich etwas „Forscher-Luft“ geschnuppert habe, zeigt mir Herr Dr. Teschke noch das kleine Museum. Hier sind frühe Prototypen ausgestellt und man kann einen beeindruckenden Teil einer Spule sehen wie sie aktuell im neuen Reaktor in Greifswald verwendet wird.

Als Herr Dr. Teschke auf dem Telefon angefunkt wird und es plötzlich ganz eilig hat, verabschieden wir uns schnell und ich fahre wieder zurück zum Gasthof. Da sich der Hunger meldet, setze ich mich mit meinem kleinen MacBook an den großen Tisch der gleich am Eingang des Biergartens steht. Und siehe da, hier klappt es mit dem Internetzugang. Zwar gibt es auch hier immer wieder kurze Aussetzer, aber im großen und ganzen funktioniert es recht ordentlich. So kann ich noch zwei Artikel veröffentlichen und mir ein Wiener Schnitzel mit Pommes Frites und Salat schmecken lassen.

Später melde ich mich noch bei meiner Familie, sie wollen wissen, ob ich wohlauf bin. Am Abend meldet sich noch mein Freund Aschraf. Er hat sich für den Mittwoch einen ganzen Tag frei genommen. Er will mich um 8:30 beim Gasthof abholen und gemeinsam wollen wir am Eises unterhalb der Zugspitze frühstücken. Später wollen wir uns noch etwas bei BMW umschauen und im BMW Museum ausgiebig fotografieren.

Für den frühen Abend haben sich Christian und Marcel angemeldet. Wir haben etwa ein Jahr lang im gleichen Projekt gearbeitet und uns nun schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wenn ich schon einmal in München bin, wollen wir das natürlich ändern. Mein Freund Aschraf und seine Freundin Isolde kommen später noch dazu und so wird es ein richtig schöner Abend.

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Am Donnerstag werde ich im Gasthof Neuwirt auschecken und mich mit dem Motorrad in Richtung Schloss Neuschwanstein aufbrechen. Der Weg ist nicht weit und ich könnte bereits am Vormittag dort sein. Vielleicht ist es eine gute Idee in der Nähe ein Zimmer für eine Nacht zu suchen, das viele Gepäck abzuladen und durch Österreich in Richtung Zugspitze zu fahren? Aber der Donnerstag ist noch weit weg und ich kann immer noch spontan entscheiden was ich machen will.

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Für den Freitag werden 35°C erwartet und am Wochenende soll es Gewitter mit Starkregen geben. Daher werde ich versuchen am Freitag in die Schweiz zu fahren. Dort will ich mich mit Freunden treffen die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Wir wollen gemeinsam etwas unternehmen und werden sicher viele Fotos schießen.

Da ich die Schweiz so sehr mag würde ich gern ein paar Tage in der Nähe des Vierwaldstätter Sees bleiben und einige der wunderbaren Pässe abfahren die mir in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen sind. Danach soll es weiter in Tessin gehen. Ich will zum Lago Maggiore und ins Valle Versazca. Aber bis dahin ist es ja noch ein halbe Ewigkeit…

3 Kommentare zu “Tag 9 – Der Plasmaschuss

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  2. Anas

    Wäsche waschen war sogar in Asien deutlich einfacher. Jedes Hostel hatte eine anständige Maschine, einen Trockner braucht es nicht 🙂

    Die Vorrichtung ist schon sehr beeindruckend. So was mal in Echt zu sehen und bei einem Versuch dabei zu sein, echt toll.

  3. […] Tag 9 – Der Plasmaschuss […]

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