Magische Momente

Bereits im Jahr 2003 habe ich mich bei meinem ersten Besuch in Teneriffa verliebt. Das grandiose Klima, das hohe Gebirge, die unwirklichen Lava-Felder, all das hatte ich zuvor noch nie gesehen und es schlägt mich bis heute in seinen Bann.

Dieser mächtige Vulkans hat mich damals so beeindruckt, dass ich ihn immer wieder fotografiert habe. Meist bei wirklich ödem Licht in der allerbesten Mittagshitze, denn wir wollten ja pünktlich zurück beim Abendessen im Hotel sein. Dementsprechend sahen diese Fotos dann auch aus, hier eines dieser „Negativbeispiele“.

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

Nachdem ich die Spitze des Vulkans aus allen Richtungen abfotografiert hatte, begann ich mich von Seiten zu nähern die ich bislang nicht kannte. Wieder war ich überwältigt und wieder habe ich den Auslöser gedrückt obwohl das Licht fast immer langweilig und der Himmel wolkenlos und blau war. Hier noch eines dieser langweiligen Fotos…

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

Erst nach einigen Jahren und vielen hundert „Teide-Fotos“ später war ich irgendwann einmal nach einem schweren Sturm wieder hoch oben in den Canadas del Teide. Meine Freundin Sandra und ich wanderten damals bei den Los Roques herum und ich war regelrecht elektrisiert als ich sah, dass sich weit unten in der Tiefebene wegen des schweren Sturms ein kleiner See gebildet hatte. Schnell packten wir unsere Sachen und beeilten uns um rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort unten sein zu können. Mit meiner Nikon D300 und meiner Hasselblad 500 CW schoss ich damals Bild um Bild. Meiner Freundin Sandra war es viel zu kalt und sie wartete allein im Auto während ich immer weiter fotografierte. Hier ist eines dieser Fotos. Schaut man es im Vergleich zum Foto ganz oben an, so ist es der gleiche Vulkan, aber dieses Foto mehrere Lichtjahre besser, obwohl es sich um das gleiche Motiv handelt.

Sunset Pico del Teide Tenerife Teneriffa Nikon D300

In den Jahren danach war ich immer wieder oben in den Canadas del Teide, aber den kleinen See habe ich nie wieder gesehen. Bis ich schließlich am 17. Dezember 2013 wieder einmal die lange kurvenreiche Anfahrt auf mich nahm um dort oben ein paar Fotos meines „Lieblingsberges“ mit „Schnee drauf im Abendlicht“ aufzunehmen. Als ich oben ankam hat es mich fast umgehauen, der See war wieder da, nur für ein paar Stunden und man konnte zuschauen wie das Wasser im trockenen Wüstensand auf über 2.000 Metern versickerte, jetzt aber schnell…

Ich war schlecht vorbereitet und überhaupt nicht passend angezogen, ich hatte nasse Füße aber ich war wie elektrisiert als ich Fotos wie dieses hier auf dem Display meiner Nikon D800E sehen konnte.

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

Pico del Teide Tenerife Teneriffa Hasselblad 500 CW Fuji Velvia 50Etwa 30 Minuten nach diesem Foto dachte ich die „Show sei vorbei“ und wollte schon meine Sachen packen und zurück ins warme Hotel fahren. Aber mir waren ein paar Spanier aufgefallen, die mit richtig warmer Kleidung und Kopflampen immer weiter fotografierten und überhaupt keine Anstalten machten sich vom Fleck zu bewegen. Also blieb ich auch. Und was dann geschah werde ich wohl nie vergessen, es wurde irgendwann fast taghell und der Vollmond ging sehr malerisch hinter dem Guajara gegenüber vom Pico del Teide auf.

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

An diesem Tag war ich allein, meine Freundin wartete zwar im Hotel auf mich, aber dort war es warm und sie konnte deutsches Fernsehen schauen. Also musste ich keine Skrupel haben. Ich blieb und fotografierte immer weiter bis ich so durchgefroren war, dass einfach nichts mehr ging.

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

Überglücklich habe damals im dunklen Auto noch schnell ein kleines YouTube Video für meine Serie „Ansgars kleine Fotoschule“ aufgenommen.

Pico del Teide - Tenerife - Teneriffa

An diesem Tage sind wahrscheinlich die besten Fotos entstanden die ich je von der Spitze dieses Vulkans aufgenommen habe. Hier ist das Video:

Fazit

In der Landschaftsfotografie braucht man Geduld, Zeit, Können und viel Glück. Erst wenn alles zusammen kommt und es einen dieser seltenen „magischen Momente“ gibt, gelingen die wirklich guten Fotos. Auf meiner 100 Tage langen Motorradreise werde ich nicht viel Zeit haben und mich meinen Motiven selten länger als einen Tag lang widmen können. Welche Fotos dabei entstehen werden hängt sehr vom Glück ab. Ohne gute Planung und eine Portion Glück lassen sich magische Momente nicht festhalten.

Jeder der eines der mitunter unglaublichen Fotos einiger überaus engagierter Fotografen sieht sollte das im Kopf behalten. Für wirklich gute Fotos braucht es mehr als nur eine kostspielige Reise und teure Kameras, es braucht auch Beharrlichkeit, ein Gefühl für den richtigen Augenblick und eben die Freiheit sich einem Motiv so lange zu widmen bis endlich alles so ist wie man es sich wünscht. Jedes Foto das seinen Betrachter regelrecht umhaut hat seine Geschichte, oft war sie lang, anstrengend, teuer und einzigartig.

Dass großartige Fotos von der übersättigten Masse der „Fotogucker“ im Internet meist gerade mal mit einem „Gefällt mir“ honoriert werden ist mehr als traurig und wird der Geschichte hinter vielen guten Fotografien in keiner Weise gerecht.

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