Tag 7 – Garmisch Partenkirchen nach Garching

Als mein Handy-Wecker um 5h am Morgen klingelt bin ich noch ziemlich neben der Spur. Aber ich will den Sonnenaufgang über den Bergen als Zeitraffer-Sequenz aufnehmen. Ziemlich verschlafen krame ich mein kleines Reisestativ heraus und montiere meine schöne Fuji X-T1 darauf. Als Objektiv verwende ich das famose Fuji XF 1,4/35mm. Dieser Blickwinkel passt sehr gut und das Objektiv ist über alle Zweifel erhaben.

Während die Kamera alle 15s ein Foto aufnimmt, könnte ich noch ein wenig schlafen, aber es klappt irgendwie nicht. Also krame ich mein 11“ MacBook Air aus der neuen Fototasche und versuche die letzten Tage zunächst in Überschriften zusammenzufassen. Aber nicht einmal das gelingt mir auf Anhieb. Da trifft es sich gut, dass ich noch daheim in Mainz im Supermarkt ein kleines Hausaufgabenheftchen für Schulkinder gekauft habe. Dort sind die letzten Etappen und Kilometerstände notiert. Das ist wirklich eine große Hilfe. Und während ich die Überschriften tippe kommen mir die Abschnitte der Reise auch wieder in den Sinn.

Um 8h ist Anas auch fertig und es geht zum Frühstück. Es gibt lauter Köstlichkeiten und dazu den famosen Ausblick auf die Berge. Hier könnte ich es auch ein paar Tage länger aushalten. Aber die Zeit drängt, ich muss am 20. August auf Teneriffa sein und bis dahin liegen noch ein mehrere tausend Kilometer vor mir!

Nachdem wir das Frühstück bezahlt haben und die Mopeds wieder gesattelt sind filmt Anastasios noch kurz wie ich losfahre. Danach geht es dann wirklich los. Wir folgen der B11 in Richtung Osten und erreichen nach einigen Kilometern den Walchensee. Es ist traumhaft schön hier und so müssen wir einen kurzen Fotostopp einlegen. Es geht weiter am See entlang und dann durch eine grandiose kurvige Straße zum Kochelsee. Während der vergangenen Jahre haben sich hier immer wieder Motorradfahrer in den Tod gefahren. Das Tempo ist nun auf 60 Km/h begrenzt und als wenn das nicht schon genug wäre, tuckert vor uns auch noch ein Reisebus die Straße entlang. Überholen ist hier ohne Lebensgefahr kaum möglich, zumal mein Motorrad schwer beladen und durch die Koffer auch reichlich ausladend ist.

Also eiern wir zähneknirschend in einer langen Karawane hinter PKWs, einem LKW und dem Bus an der Spitze der Schlange diese wunderbare Strecke hinauf und wieder hinunter. Was für eine unglaubliche Verschwendung von Bikerglück dies doch ist.

Die nächsten Stunden fahren wir auf teils einsamen Strecken in Richtung Osten. Immer wieder eröffnen sich uns herrliche Ausblicke auf die Alpen. Während wir uns durch die schier endlosen Kurven schwingen wird es von Stunde zu Stunde wärmer. Als wir am Nachmittag in Kufstein in Österreich eintreffen zeigt das Thermometer erneut über 30 °C. Da kommt mir ein alkoholfreies Bier aus dem Zillertal gerade recht.

Gegen 15h machen wir uns auf den Weg nach Garching. Diesmal nehmen wir die Autobahn, denn mein Freund Anastasios hat bis Offenbach noch einen weiten Weg vor sich. Als wir gegen 17h in Garching eintreffen, führt uns mein TomTom Urban Rider direkt zu einem freundlich gelb gestrichenen Gebäude mit dem schönen Namen Gasthof Neuwirt. Auf einer Tafel steht zu lesen, dass es hier Zimmer gibt. Ich bin fix und fertig und so frage ich ob noch etwas frei ist. Ein letztes Zimmer ist noch zu haben, es kostet 45,- Euro die Nacht und hat eine Dusche. Die Toilette ist auf dem Flur und ich müsste sie mir mit einem anderen Gast teilen. Ok, das ist ein Deal!

Als ich das Zimmer betrete ich es eine winzige Dachstube, aber es ist blitzblank sauber und die Matratze ist sehr bequem. Schnell schleppen Anastasios und ich mein Gepäck nach oben, um uns danach zu verabschieden. Anas hat jetzt noch eine echt weite Heimreise über Nürnberg nach Offenbach vor sich. Später am Abend schreibt er mir eine SMS, dass er heil angekommen ist. Aber es gab unterwegs einen schweren Motorradunfall, Regen und andere Dinge die einem Biker das Leben schwer machen. Aber er ist gesund und wieder daheim, das freut mich sehr.

Nachdem ich alles ausgepackt habe geht auch schon das Telefon. Mein Freund Aschraf ist dran. Keine 30 Minuten später sitze ich in einem megacoolen neuen BMW 430d mit allem M-Schnickschnack den der Zubehörkatalog so hergibt, ein geniales Auto! Schnell holen wir noch seine Freundin Isolde ab und schon sind wir unterwegs zum Ammersee im Westen Münchens.

Hier lassen wir den Tag direkt am See ausklingen. Da Isolde und Aschraf erfahrene „Ammerseeer“ sind, haben sie eine Sprühflasche mit Autan dabei. Besonders in den Abendstunden sind die Insekten am Ammersee sehr aktiv, Autan ist daher definitiv eine gute Idee.

Für den nächsten Tag ist ein Besuch beim Kernfusion-Reaktor der Max-Planck-Gesellschaft für Plasmaphysik geplant. Darauf freue ich mich schon seit mehreren Monaten und dieser Besuch wird sicher eines der Highlights dieser Reise.