Nach den drei großen Gläsern Bier im deutschen Restaurant „Bratwurst“ bin ich ziemlich betrunken und als ich um 19h im Hotel Monte Conquero eintreffe, kommt mir mein Bett gerade recht. Allerdings bin ich es eher nicht gewohnt so früh schlafen zu gehen, so dass ich um Mitternacht schon wieder wach bin. Die Klimaanlage hatte ich abends noch abgestellt und nun schwitze ich und mir ist einfach viel zu warm. Also wird die Klimaanlage wieder eingestellt und ich versuche wieder zu schlafen, aber so recht will es nicht mehr klappen. Ich bin irgendwie aufgeregt denn das Ablegen der Fähre am nächsten Morgen ist für den weiteren Verlauf der Reise von großer Bedeutung. Mein größter Horror ist es, dass ich die Abfahrt der Fähre verschlafen könnte. Klar kann man einen Weckruf beim Hotel organisieren usw., aber dennoch bin ich irgendwie aufgeregt, auch wenn es eigentlich völlig unbegründet ist.
Damit auch wirklich nichts schief geht, habe ich bei meinem iPod UND bei meinem HTC Telefon den Wecker auf 7:00 und erneut auf 7:30 eingestellt, sicher ist sicher! Nachdem die Klimaanlage das Zimmer etwas herunter gekühlt hat, schlafe ich irgendwann wieder ein. Als ich das nächste mal wach werde ist es kurz nach 4h am Morgen und jetzt ist es mir unter der dünnen decken tierisch kalt. Da hatte ich im nächtlichen Überschwang am Steuerpanel der Klimaanlage wohl 18°C oder weniger eingestellt. Egal, aus mit dem Ding und weiterschlafen. Ich drehe mich von links nach rechts und wieder zurück nach links bis sich die Drehung einige wenige Minuten später wiederholt.
Nein, es geht nicht mehr, ich in ausgeschlafen und eigentlich putzmunter. Also schnappe ich mir meinen kleinen Mac und schreibe den Artikel des letzten Tages. Schnell noch ein paar Handyfotos ergänzen und schon ist der neue „Post“ fertig. Weil die Handy-Knipsbilder trotz der relativ einfachen Qualität noch zu groß für meinen BLOG sind, müssen sie verkleinert werden. Vielleicht beschreibe ich mal ganz kurz wie ich das auf meinem Mac anstelle.
Tipp: Viele Fotos schnell verkleinern
Schritt 1: Bilder auf dem Handy heraussuchen, auf „Teilen“ tippen, dann „In Dropbox hochladen“ und auf „Hinzufügen“ tippen.
Schritt 2: Sobald alle Fotos vom Handy in der Dropbox gelandet sind, werden sie automatisch auf meinem Mac im Ordner „Dropbox“ sichtbar.
Schritt 3: Vom Dropbox-Ordner kopiere ich die Bilder des Tages in den Zielordner. Heute hat dieser Ordner den Namen: 2015.08.14 – Huelva II
Schritt 4: Ich öffne ein Terminal-Fenster. Danach tippt man in diesem Terminal-Fenster den Begriff „cd“ gefolgt von einem Leerzeichen. Anschließend zieht man aus einem Fenster des Finders den Ordner 2015.08.04 – Huelva II per Drag & Drop in das Terminal-Fesnter. Dort betätigt man noch die Eingabe-Taste und schon ist der Ordner mit den Handyfotos im Terminal-Fenster geöffnet.
Schritt 5: Alles bisher war nur Vorbereitung, jetzt kommt die coole Magie, man tippt einen Befehl wie diesen hier und betätigt wieder die Eingabe-Taste: sips -Z 1280 *.jpg
Schritt 6: Alle Dateien im aktuellen Ordner welche die Endung „.jpg“ im Dateinamen haben werden jetzt so verkleinert, dass die lange Seite genau 1280 Pixel breit oder hoch ist.
Cool gell?
Gegen 6h am Morgen ist der Artikel zum Vortag fertiggestellt und veröffentlicht. Ich schaue noch kurz meine E-Mails durch und springe anschließend unter die Dusche, herrlich.
Als ich um 7:15 mit Chari einen kurzen Plausch an der Rezeption halte, sagt sie mir, dass des am Wochenende das Frühstück erst um 7:30 gibt. Kein Problem, wir unterhalten uns ein wenig und schon ist das Buffet eröffnet.
Nach dem wirklich guten Frühstück packe ich meine Sachen zusammen, trage alles in Etappen zum Aufzug und dann zu Ausgang. Danach wird das Motorrad aus der Tiefgarage geholt, beladen und um 9:30 bin ich wieder auf der Autobahn. Allerdings fahre ich heute nicht durch die Stadt und ärgere mich daher auch nicht mit gesperrten Straßen herum, sondern fahre gleich im Norden auf die Autobahn und weiter zum Fährhafen. Mein TomTom zeigt 16,8 Kilometer für die Wegstrecke an. Ganz witzig ist dabei die Warnung: „Achtung, Ihre Route enthält Fährverbindungen“…
Beim Hafen angekommen ist die Schranke geöffnet. Der Mitarbeiter, der mich am Vortag hereingelassen hat, erkennt mich sofort wieder und winkt mir spontan zu. Etwa 100 Meter später kontrollieren dann einige Polizisten meinen Personalausweis und mein Ticket, es ist alles bestens, ich darf weiterfahren.
Auf der Höhe des Büros der Fährgesellschaft Armas kontrolliert dann eine nette junge Frau in grüner Warnweste erneut das Ticket und den Personalausweis, sicher ist sicher! Ich fahre am Gebäude vorbei und werde vom nächsten Armas-Mitarbeiter in Empfang genommen. Sagt etwas auf Spanisch, ich verstehe davon nur „Priority“ oder etwas ähnliches. Er zeigt nach vorne rechts, also fahre ich um die vielen bereits wartenden Autos herum um mein Motorrad, begleitet von unzähligen strafenden Blicken, ganz vorne abzustellen. Aber das ist noch nicht ok, der nächste Armas-Mitarbeiter winkt mich zu sich herüber. Letztlich parke ich als erster ganz vorne direkt vor dem Büro. Dort ist es schattig und bei 20°C angenehm kühl. Es gibt einen Getränkeautomaten und getrennte Toiletten für Frauen und Männer, was will man mehr?
Mein Ticket wird erneut gecheckt und nachdem ich etwa eine Stunde gewartet habe, kommt langsam Bewegung in die wartende Menge. Ein aufgemotzter BMW M3 mit vier dicken Ralley-Scheinwerfern, seitlichen kleinen Schiebefenstern und riesigem Heckspoiler hat Probleme, beide Vorderreifen sind platt. Am Auto gleich daneben wird die Motorhaube geöffnet und eine Horde junger Männer versucht mit einem Kompressor die Reifen noch schnell aufzupumpen, damit das getunte Männerauto auf die Fähre kann und den anderen Fahrzeugen den Weg nicht versperrt.
Während die Reifen noch schnell gefüllt werden, rolle ich bereits zum nächsten Armas-Mitarbeiter. Er hält seine linke Hand doch, ich warte und er spricht etwas in sein Funkgerät. Nach ein paar Minuten sagt er mir, dass ich in Einfahrt #1 ganz links fahren soll.
Mein Motorrad ist voll bepackt und auf den großen geriffelten Stahlplatten ist es gar nicht so leicht die Fuhre so zu manövrieren, dass man nicht vor versammelter Mannschaft damit umkippt. Aber es klappt, ich schaffe es ohne Probleme zum – richtig geraten – nächsten Armas-Mitarbeiter. Sie sind alle sehr nett und zuvorkommend, aber sie sprechen alle nur Spanisch. So ist es nicht einfach zu deuten was ich denn machen soll. Zunächst bin ich der Meinung, das ich ganz nach hinten links fahren soll, bis ich einen gellenden Pfiff höre. Der Mitarbeiter fuchtelt wild mit den Armen, ich soll wohl woanders hin, nur wohin?
Da kommen noch zwei weitere Motorräder die steile Rampe heraufgefahren, auch sie wissen zunächst nicht genau wohin, aber sie verstehen Spanisch! Sie drehen eine 270° Kurve und beginnen damit ihre Motorräder unter der Auffahrt zum oberen Deck zu parken. Hier ist es echt eng und ein größeres Auto würde hier gar nicht hinpassen. Und hier gibt es mehrere Ösen die am Boden festgeschweißt sind. Schließlich stehen unsere drei Motorräder so, dass der Mitarbeiter zufrieden ist. Er winkt den nächsten Armas-Mitarbeiter heran. Dieser hat ein paar Gurte mit groben Haken dabei. Das Motorrad links neben meinem ist eine Suzuki V-Strom 1000 und sie hat seitliche Schutzbügel. Das ist sehr praktisch, denn dort kann man die großen Haken direkt herumschlingen und die Spanngurte an den Ösen am Boden befestigen und stramm ziehen. Während das geschieht, hole ich schnell einen speziellen Gurt hervor, den ich bereits vor einigen Wochen bei POLO in Mainz gekauft habe. Es ist ein X förmiger Gurt, der je eine Längs- und eine Querschlaufe hat. Die Längsschlaufen werden auf den linken und rechten Griff gestülpt und die Gurte X förmig über den Tank gelegt. An den nur herunterbaumelnden beiden Ösen kann man sehr einfach die groben Haken einhängen und das Motorrad so fest und sicher verzurren.
Als alles fertig ist, hole ich noch einen dritten Spanngurt heraus, den ich ebenfalls vor ein paar Wochen in einem Baumarkt gekauft habe. Diesen Gurt schlinge ich um den Gepäckträger meiner BMW K1200r Sport und um eine weitere Öse am Boden der Fähre. Nun kann ich mein Motorrad auch am Heck noch schön stramm festzurren. Letztlich steht sie wirklich gut und ich habe den Eindruck, mir keine Sorgen für die Zeit der Überfahrt machen zu müssen.
Mein Gepäck habe ich so organisiert, dass alles was ich zu brauchen glaube in meinem BMW Motorrad-Rucksack ist. Diesen kann ich extrem schnell vom Motorrad montieren, indem ich die vier Schnellverschlüsse löse. Das ist unglaublich praktisch gemacht.
Meinen Helm befestige ich mit einem meiner bislang ungenutzten „Reserve-ROK-Straps“ am Gepäckträger. Mit Lederjacke und Rucksack geht es zum oberen Deck. Hier werde ich von drei jungen Animateuren in Empfang genommen. Gleich neben ihnen ist eine etwas längere Schlange vor einem Schalter der aussieht wie der Empfang in einem Hotel. Ich versuche auf Englisch zu fragen ob hier irgendwie einchecken muss, aber sie verstehen mich leider nicht.
Schließlich winkt mich hinter dem Schalter ein Mitarbeiter heran. Er schaut auf mein Ticket und sagt etwas wie „No no, up up…“ Während er dies sagt winkt der mit den Händen und weist mir den Weg nach Oben. Scheinbar bin ich hier also nicht ganz richtig. Später verstehe ich dann, dass alle Gäste die eine Kabine gebucht haben sich hier einchecken müssen. Sie bekommen dann wie in einem Hotel ihre Zimmerkarte und können ihr Domizil beziehen.
Ich selbst lande wenig später auf einem „Salon“ auf dem es etwa 30 Reihen mit jeweils zwei großen schweren Liegesesseln gibt. Ich beschließe ein Sitz in der letzten Reihe zu nehmen, denn dort sind Fenster und hier könnte ich wenn mir übel werden sollte herausschauen und den Horizont fixieren. Weil ich von der ungewöhnlichen Nacht noch ziemlich fertig bin, versuche ich etwas zu schlafen. Aber auch hier ist die Klimaanlage sehr kalt eingestellt, es läuft irgend welche grauenhafte Musik aus Lautsprechern die in die Deckenverkleidung eingebaut sind und alle paar Minuten kommt jemand vorbei, knipst alles mit seinem Handy und verschwindet wieder.
Letztlich stecke ich mir meine roten Stöpsel in die Ohren, die ich eigentlich nur beim Motorradfahren trage, aber in weiser Voraussicht eingesteckt habe. Nun kann ich etwas dösen, bis ich schließlich spüre wie sich das gewaltige Schiff, mit dem schönen Namen „Volcán del Teide“, in Bewegung setzt.
Während der große Schiffsmotor monoton vor sich hin poltert vibriert auf diesem Schiff so ziemlich alles. Wupp – Wupp – Wupp – Wupp – so geht es ohne Unterlass. Wenn das 39 Stunden lang so weiter gehen soll, na prima…
Während das Schiff den Hafen verlässt, kaufe ich mir eine kleine Flasche Rotwein, einen Donut und eine Baguette mit Käse und Kochschinken. Die nette Verkäuferin hält das Baguette in der Hand, schaut mich an und fragt: „A la plancha“ Oh ja, kurz gegrillt wäre das prima. Sie nickt, verschwindet für ein paar Minuten und kommt mit einem knusprigen Baguette mit Käse und Schinken zurück das jetzt etwas platt gedrückt aussieht. Aber der Käse ist jetzt schön geschmolzen und es schmeckt gar nicht mal schlecht. Alles zusammen kostet 8,60 Euro. Es ist hier also nicht wirklich teuer. Irgendwo kann man auch für 30,- Euro ein Ticket kaufen das fünf komplette Mahlzeiten enthält. Nur weiß ich leider nicht wo man das bekommt. Aber eigentlich brauche ich in 39 Stunden auch keine fünf Mahlzeiten. Später werde ich sehen, dass es kaum möglich ist seine Mahlzeiten in halbwegs warmem Zustand zu verzehren, denn die Wartezeiten an den beiden Kassen sind enorm und die Schlangen lang. Bis man hier sein essen bezahlt oder den zugehörigen Bon vorgezeigt hat, ist mir Sicherheit alles kalt.
Nun wird mir auch klar warum es hier mehrere Mikrowellen-Öfen gibt! Als wir auf hoher See sind lassen die Vibrationen und das Gedröhne des riesigen Schiffsantriebs etwas nach und man kann fast überall entspannt sitzen. Allerdings gibt es doch Unterschiede. Je nachdem wo man sich auf dem Schiff aufhält ist es lauter oder eben auch etwas leiser. In meinem „Schlafzimmer“ ist es ganz ok und ich werde auf meinem dunkelroten Pullman-Seat noch viel Zeit verbringen.
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