Nach einer kurzen Nacht bin ich bereits um 6h am nächsten Morgen dabei meine Sachen für das große Abenteuer herzurichten. Ich muss noch einmal zur Apotheke und es gibt noch so vielen zu erledigen. Für die Reise habe ich mir einige Medikamente aufschreiben lassen die mich hoffentlich im Falle einer erneuten Lebensmittelvergiftung retten werden. Ich reise allein ohne Netz und doppelten Boden. Krank allein irgendwo in Spanien oder Portugal in einer kleinen Ferienwohnung zu liegen, das ist nach meiner schlimmen Lebensmittelvergiftung auf Madeira derzeit ein echtes Schreckgespenst.
Während der Uhrzeiger langsam aber sicher auf 12h vorrückt wird meine kleine Mainzer Wohnung noch gesaugt und gewischt. Ich muss noch einiges an Wäsche waschen und den Müll rausbringen. Danach geht es daran die Dinge die ich mitnehmen will möglichst sinnvoll auf meine Taschen und Koffer zu verteilen. Als mein Freund Anastasios um 12h eintrifft, habe ich mein Auto in die Tiefgarage manövriert und mein Motorrad schon zur Hälfte gepackt. Anastasios kenne ich nun schon vielen Jahre. Einst waren wir Kollegen und wir haben schon mehrere Jahre gemeinsam in Hotels und Projekten in Deutschland und der Schweiz verbracht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir uns so gut kennen, dass wir uns wortlos verstehen.
Anastasios ist ein langer Name und so nennen ihn seine Freund einfach nur Anas. Während eines langes Projektes hat Anas vor einigen Jahren in Köln einen Motorradführerschein gemacht. Sein erstes Motorrad steht inzwischen bei den Verwandten in Griechenland. Hier in Deutschland fährt Anas eine Honda CBR 1100 RR. Das ist ein ziemlich dickes Eisen und ich bin immer wieder erstaunt wie fix er diesen Ofen um die Kurven schwingt.
Als Anas um 12h bei meinem kleinen Appartement in Mainz eintrifft, bin ich noch nicht wirklich fertig. Aber mein Auto steht bereits in der Tiefgarage, Kleidung und Reiseapotheke sind verpackt, aber die vielen Fotosachen liegen noch relativ wahllos verstreut auf Tisch und Sofa herum. Das Netzteil für meinen kleines 11“ MacBook Air habe ich irgendwie bei den letzten Fahrten zwischen Mainz, Marl, Waltrop und Bonn verlegt. Ich kann es einfach nirgendwo finden. Aber das Netzteil meines größeren 15“ MacBook Pro passt auch. Allerdings ist es ungleich größer und schwerer. Etwas genervt packe ich es schließlich trotzdem ein. Als es an das Packen der Fototasche geht kommt mir die letzte Reise nach Madeira in den Sinn. Auf Madeira hatte ich alle möglichen Filter dabei und auch einige Adapterringe um sie an meine Fuji Objektive schrauben zu können. Leider waren diese Adapterringe alle irgendwie falsch. In der Eile hatte ich mir genau den falschen Stapel gegriffen. Nun liegen alle Adapterringe die ich habe auf einem einzigen großen Haufen. Eigentlich wollte ich noch kontrollieren, dass ich nur die Filteradapter mitnehme, die ich auch gebrauchen kann. Aber ich will meinen Freund Anas nicht länger warten lassen, also schmeiße ich einfach alles was mir auf den ersten Blick sinnvoll erscheint in meine Fototasche und beschließe ihren Inhalte zu „konsolidieren“ sobald ich etwas mehr Zeit habe. Alles was überflüssig ist kann ich dann aus Bayern oder der Schweiz mit der Post zu meiner Freundin Sandra schicken oder bis zur Rückreise bei meinen Freunden in Deutschland oder der Schweiz deponieren.
Um 12h30 bin ich endlich startklar. Als wir unsere großen Vierzylinder starten klingt das in meinen Ohren wie Musik. Nun habe ich nur noch ein Ziel, ich will nach Süden. Es geht los, unser erstes Ziel ist der Donnersberg bei Kirchheim Bolanden. Ich habe mein TomTom Rider zwar eingeschaltet, aber den Weg zum Donnersberg kenne ich inzwischen fast auswendig. Vor nunmehr fast 5 Jahren hat mir mein Freund Hermann bei unseren ersten Motorradtouren diese schöne Ecke gezeigt. Und seit unser ersten gemeinsamen Tour bin ich immer wieder nach Feierabend eine Runde durch Rheinhessen bis nach Rockenhausen und wieder zurück nach Mainz gefahren.
Als wir am Gästehaus auf dem Donnersberg eintreffen ist es leider geschlossen. Ich hatte das fast befürchtet. Aber das urige „Anno Dazumal“ ist nicht weit entfernt. Wir starten unsere Höllenmaschinen und fahren in Richtung Dannenfels. Ein paar hundert Meter oberhalb unseres Ziels sehe ich dann in einer Spitzkehre eine Tafel. Der Kastanienhof hat geöffnet. Das klingt gut, wir wenden unsere schweren Motorräder und fahren ein paar Meter bis wir den Parkplatz erreichen. Im Kastanienhof sind wir auf einer Terrasse mit überragendem Ausblick fast allein. Es gibt die Spezialität des Hauses, eine klare Suppe und danach ein Rumpsteak. Der unglaublich nette Wirt serviert es mir als „Und für sie habe ich das Rumpelstilzchen“. Das ist mir sofort sympathisch und so kommen wir nach dem Essen ins Gespräch und erfahren allerhand über die Geschichte dieses wunderbaren Gasthauses und das angeschlossene Hotel. Eine wirklich gute Adresse haben wir da gefunden!!
Nach einem ersten Tankstopp geht es weiter in Richtung Süden. Zunächst nehmen wir die geniale B48 durch den Pfälzer Wald. Dieses größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands hat es in sich und die B48 ist eine meiner Favoriten. Bei der Burg Trifels machen wir eine Pause und würden gern im Restaurant Barbarossa etwas essen oder trinken. Aber es ist heute ebenfalls geschlossen.
Weiter unten im Wald finden wir aber eine sehr idyllisch gelegene kleine Waldschänke. Dort gibt es leckeres Bier und Benzingespräche mit dem Wirt der selbst eine Triumph bewegt. Später fahren wir über Grenze nach Frankreich.
Nun ist „Kurvenräubern“ angesagt. Fröhlich schwingen wir uns auf kleinen Nebenstraßen durch die wunderbare Landschaft.
Als Ziel habe ich in mein TomTom Urban Rider „Offenburg“ eingegeben, die Routenführungsoption ist „Kurvenreiche Strecke“. Weitere Gedanken über die Routenplanung mache ich mir nicht. Wenn wir mal versehentlich an einem Abzweig vorbei rauschen weil es gerade so schön ist, berechnet das TomTom gleich eine alternative Route, das ist wirklich entspannt. Und die Strecken die der Algorithmus für uns aussucht sind wirklich toll.
In einem der vielen kleinen Orte legen wir einen Stopp ein weil es dort eine mehr als verheißungsvolle Eisdiele gibt!
Als wir im Abendlicht in Offenburg eintrudeln finde ich das Hotel Sonne auf Anhieb wieder. Wirklich schwer ist das auch nicht, denn es liegt mitten in der Fußgängerzone. Hier darf man ganz langsam mit dem Auto oder dem Motorrad vorfahren. Im Hotel sind noch zwei Zimmer zum Preis von je 45,- Euro frei. Zwar sind Dusche und Toilette auf dem Gang, aber das stört uns nicht weiter.
Das Haus ist mehr als 650 Jahre alt, da kann man nicht erwarten, dass jedes Zimmer ein eigenes kleines Badezimmer hat. Die Bäder wurden erst vor kurzer Zeit frisch renoviert. Alle Zimmer sind blitzsauber und die Betten haben sehr bequeme Matratzen. Hier kann man es aushalten! Bei einem Bier im Biergarten vor dem Hotel lassen wir den Tag ausklingen. Es war ein toller Auftakt für meine große Tour.
Morgen soll es weiter in den Schwarzwald und am Abend nach Stuttgart gehen.
[…] Tag 4 – Mit dem Motorrad nach Offenburg […]
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