Am nächsten Morgen bricht der 18. Tag meiner Reise an und ich will gleich um 7h in der Frühe zeitgleich mit meinem Freund Heinz Dössegger losfahren. Um kurz vor 9h sollte ich dann in Sarnen bei Luzern sein. Dort habe ich mich im Hotel/Restaurant Krone mit Beat Achermann verabredet. Beat wohnt in Buochs am Vierwaldstätter See und wir haben schon lange Kontakt per Google+ usw. Im echten Leben haben wir uns indes noch nicht gesehen, aber das wollen wir heute nachholen. Nachdem ich zunächst in der falschen Richtung auf der Autobahn gelandet bin, komme ich trotzdem halbwegs rechtzeitig in Sarnen an. Beat wartet schon auf der schönen Terrasse des Hotels.
Ich bestelle mir ein kleines Frühstück mit Rührei und Bacon zum Preis von 15,- CHF.
Nach dem Frühstück muss ich kurz die Fliesenabteilung aufsuchen und finde auf dem Weg dorthin einen ganz erstaunlichen Schriftzug.
Gegen 10h verabschiede ich mich von Beat und starte in Richtung Italien. Unterwegs denke ich über unser Gespräch nach und hadere ein wenig mit dem Schicksal. Beat ist ähnlich wie mein Freund Mirko in einem Club der sich einige Flugzeuge leistet. Grundsätzlich könnten wir gemeinsam eine Runde über der Schweiz drehen, aber heute ist das Wetter wirklich mies. Die Wolken hängen unglaublich tief und man würde nur wenig sehen. Also bleibt mir die Hoffnung Beat in einigen Monaten erneut besuchen zu können um dann, bei hoffentlich gutem Wetter, einen echten Panoramaflug über der Schweiz zu absolvieren. Angesichts der vielen Seen und Berge ist das sicher ein mehr als lohnenswertes Unterfangen.
Von Sarnen aus geht es nach Süden und an einem Aussichtspunkt oberhalb des Sarner Sees halte ich kurz an um einige Fotos zu schießen. Ich bin hier natürlich nicht allein. Kurz vor mir ist ein Bus mit Touristen eingetroffen und es macht Spaß ihnen beim Hantieren mit ihren Selfie-Sticks zuzuschauen.
Nach dem kurzen Fotostopp programmiere ich mein TomTom Urban Rider so, dass es mich über den Brünigpass, den Grimselpass und den Simplonpass nach Domodossola in Italien führen wird. Hier habe ich noch am Morgen von Lufingen aus via HRS-App im Hotel Internazionale ein Zimmer zum Preis von 58,50 Euro inkl. Frühstück gebucht. Das Zimmer hat eine Klimaanlage und es soll ein WLAN geben. Ich bin gespannt!
Nach dem schönen aber wenig spektakulären Brünigpass steht mit dem Grimselpass der „Mercedes unter den Alpenpässen“ auf dem Programm, meine ganz private Meinung. Der „Grimsel“ ist sehr gut ausgebaut, einfach zu fahren und bietet schöne Seen, Wasserfälle und vieles mehr. Während der Anfahrt zum Grimselpass muss ich daran denken wie ich hier vor 15 Jahren mit meiner roten BMW R80-RT von einem Polizisten gefilmt wurde. Damals war ich 19 km/h zu schnell, also 99 km/h statt der vorgeschriebenen 80 km/h. Einer Schuld war ich mir damals nicht bewusst, denn auf vergleichbaren Straßen sind daheim in Deutschland fast überall 100 km/h erlaubt. Doch nicht in der Schweiz!! Dieser Irrtum hat mich damals 350,- CHF gekostet! Heute achte ich peinlich genau darauf bloß nicht zu schnell zu fahren. Auf vielen geraden Strecken ist das allerdings echt langweilig, keine Häuser oder Fußgänger weit und breit und dennoch muss man mit 80 km/h dahin schleichen. Aber egal, das ist die Schweiz und das sind ihre Regeln…
Unterwegs komme ich an einem interessanten Stück der alten Straße vorbei. Eigentlich ist es nur noch für Radfahrer und Fußgänger geöffnet. Aber ich möchte schnell ein paar Fotos machen und weil ich weit und breit keine Polizisten sehen kann, biege ich total regelwidrig auf diesen kleinen Nebenweg ab.
Die Strukturen der Wände sind faszinierend und das Farbenspiel ist wirklich einzigartig!
Es geht weiter zum Grimselpass. Man erreicht zunächst zwei Stauseen, wobei mitten im oberen Stausee sehr erhaben auf einem Felsen das Grimsel-Hospitz thront. Es gibt tolle Wasserfälle und wer gern fotografiert, der muss hier einfach anhalten. Während es unten im Tal etwa schwül warme 25°C hatte, sind es oben im Nebel auf dem Grimsel nur noch 12°C. Für eine kurze Fotosession ist das genau richtig, so kommt man wenigstens nicht wieder ins Schwitzen und kann sich endlich einmal etwas abkühlen. Nach den vielen heißen Tagen der letzten Wochen ist es für mich eine echte Wohltat.
Nachdem ich mit meiner GoPro 3+ Black Edition und meinem kleinen Cullmann Taschenstativ etwas gefilmt habe, schraube ich meine Fuji X-E2 darauf und stecke die GoPro in die Jackentasche. Der 8x Graufilter (58mm Durchmesser) den ich beim Filmen mit der GoPro verwende, kann ich an meinem Fuji XF 18-55mm Objektiv benutzen. So kann ich wunderbar lang belichten und das Wasser der Wasserfälle wird herrlich weich abgebildet.
Nach dem Grimselpass geht es weiter durch das großartige Wallis Tal, „die Wiege der Alpen“. Immer wieder durchquert man hier niedlich kleine Orte, kann kurz bis 80 km/h beschleunigen und ist schon wieder beim „nächsten Kirchturm“. Es ist als würde man mit dem Motorrad durch eine Puppenstube fahren.
Bei Brig geht es schließlich links ab in Richtung Simplon. Ist der Grimselpass der „Mercedes unter den Schweizer Alpenpässen“, so ist der Simplonpass der „Tesla unter den Alpenpässen“. Dieser Pass führt über unglaublich viele komplexe Brücken, Tunnel und andere aufwändige Bauwerke. Hier ist richtig viel Hightech im Spiel. Echten Spaß macht es allerdings nicht, denn die meiste Zeit fährt man unter irgendwelchen Schutzdächern lang oder durchquert einen der vielen Tunnel. Aber cool ist dieser Pass trotzdem. Ein Problem sind derzeit allerdings die vielen mitunter langen Baustellen. Alle paar Kilometer muss man wieder an einer Baustellenampel stehen und warten, Freude kommt dabei nicht auf! Dafür wird man auf der Passhöhe mit einer ganz zauberhaften Aussicht belohnt!
Kurz nach dem Simplonpass erreicht man Italien. Die Zöllner sind alle total entspannt. Ich fahre langsam auf sie zu und winke freundlich mit der linken Hand, sie nicken und winken zurück, ich darf ohne Kontrolle weiterfahren.
In Domodossola angekommen habe ich ein Problem damit das Hotel zu finden. Dort wo mein TomTom Urban Rider es anzeigt ist ein Einkaufszentrum. War es oben am Grimsel noch angenehm kühl, so sind es hier unten wieder 35°C. Ich bin ziemlich entnervt und kreise mehrfach um das Einkaufszentrum und die Gebäude in der Umgebung. Nach etwa 10 Minuten habe ich das Hotel dann doch gefunden. Die nette Dame an der Rezeption spricht allerdings nur Italienisch. Ich leider nicht und so wird es zu einer Herausforderung ihr zu erklären, dass ich gern statt des einen gebuchten Tages zwei Tage hier bleiben möchte. Unterwegs habe ich mir nämlich überlegt, dass es klug wäre hier all meinen „Ballast“ abzuladen und morgen mit kleinem Marschgepäck noch einmal Locarno und das Valle Versazca zu erkunden.
Als mich der Hunger plagt laufe ich schnell rüber ins Einkaufszentrum und gönne mir ein wenig Obst, Kekse und zwei wirklich kalte Softdrinks. Das Leben kann so schön sein 🙂
[…] Tag 18 – Lufingen nach Domodossola *** […]