Tag 24 – St. Gilles nach Perpignan

St.Gilles-Perpignan-Garmin-Basecamp-Map

Am Vorabend bin ich mehr oder weniger zufällig im Hotel Les Cabanettes in der Nähe des Ortes St. Gilles gelandet. Dieses Hotel ist schon etwas älter und hat eine sehr eigenwillige Struktur. Aus der Luft kann man dies sehr schön erkennen. Die Zimmer sind in zwei verschachtelten Bögen angeordnet. Der Pool sieht aus wie eine Linse und gleich daneben im „kleinen Bogen“ sind das Restaurant und die Rezeption. Das Interieur ist ziemlich alt, aber sauber und in ordentlichem Zustand.

Hotel-Les-Cabanettes

Nachdem mich beim abendlichen Bloggen auf der Veranda und auch später im Zimmer die Moskitos hart rangenommen und schmerzhaft zugerichtet haben, gibt es am Morgen um etwa 7:45 auf der Veranda ein ganz tolles Frühstück. Der ältere Herr von Vorabend ist wieder da und bringt mir alles was ich mir wünsche. Kaum habe ich meinen Kaffee ausgetrunken steht er schon vor mir: „Monsieur, un Café? Encore?“ Er ist sehr aufmerksam und das frische knusprige Baguette und die warmen Croissants sind einfach göttlich gut.

Nach dem Frühstück packe ich alles zusammen und will eigentlich los, als mir die Idee kommt schnell ein Ziel des Tages in mein TomTom Uran Rider einzugeben. Ich würde gern wissen wie weit es bis nach Barcelona ist. Aber Barcelona liegt in Spanien und dazu muss ich erst einmal Spanien als Land eingeben. Wie ich mich jedoch drehe und wende, auf meinem TomTom gibt es Spanien als Land einfach nicht. Das ist höchst seltsam und es dauert eine Weile bis ich verstanden habe, dass im vorinstallierten TomTom Kartenmaterial „Zentral  Europa“ Spanien, Portugal und die Kanaren NICHT enthalten sind. Was soll denn dieser Blödsinn?

Ich kann genau bis zur Hälfte der Pyrenäen navigieren und südlich davon ist nur noch ein großes leeres „Etwas“. Mein Motorrad ist schon startklar, trotzdem hole ich schnell mein kleines MacBook Air aus dem rechten Koffer. Oh Mist, TomTom Home ist dort noch nicht installiert. Aber das geht ja schnell, hoffe ich jedenfalls. Die Internet-Anbindung des Hotels ist so langsam, dass der Download von TomTom Home fast 10 Minuten benötigt. Als es endlich installiert ist, geht es aber erst richtig los. Das Kartenmaterial für Spanien, Portugal und die Kanaren muss man separat zum Preis von 27,97 Euro erwerben, 347MB downloaden und auf seinem TomTom installieren.

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Zähneknirschend kaufe ich das fehlende Kartenmaterial und warte mehr als eine Stunde bis der Download endlich abgeschlossen ist.

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Als endlich alles fertig ist staune ich nicht schlecht, dass ich Barcelona, Bilbao oder Lissabon immer noch nicht als Ziel eingeben kann. Nachdem ich eine Weile mein TomTom „untersucht“ habe weiß ich, dass man zwischen den beiden auf dem Gerät installierten Karten umschalten muss. Will man über die Grenze zwischen den Karten navigieren, also sich in Bereichen bewegen die sich auf beide Karten beziehen, so geht das nicht. Man muss also bis an die Spanische Grenze fahren, anzahlten, die Karte umschalten und sein Ziel in Spanien neu eingeben. Noch umständlicher hätte man es kaum noch machen können…

Als ich endlich losfahren kann ist es schon nach 11 Uhr. Auf den ersten Kilometern ist es noch sehr angenehm, die Sonne lacht und der Bordcomputer zeigt lässige 28,5°C an. So macht mir das richtig Spaß. Auf zumeist wenig befahrenen Landstraßen geht es in Richtung Westen. Mein Ziel ist Perpignan, das „Tor zu den Pyrenäen„.

Während ich die Fahrt noch genieße, klettert das Thermometer unaufhörlich in Richtung 40°C. Mit jedem Kilometer wird es heißer. Da tröstet es kaum, dass die Landschaft um mich herum zwar extrem flach, aber doch sehr schön ist. Überall gibt es Obststände und es werden die lokalen Produkte der „Camargue“ zum Kauf angeboten. Gern würde ich mal hier oder dort anhalten, aber ich kann jetzt eh kein Obst essen und eine Melone kann ich auch nicht transportieren. Vielleicht sollte ich mal mit einem Auto hierher kommen.

Als gegen 14h die Hitze fast unerträglich ist sehe ich auf der rechten Straßenseite ein McDonalds Restaurant. Instinktiv setze ich den Blinker und fahre einen kleinen Bogen um ein Einkaufszentrum, bis ich meine BMW vor dem Schnellrestaurant parken kann. Drinnen bestelle ich mir einen BigMac als Menü mit Fritten und dazu eine Cola mit ganz viel kaltem Eis. Mir schmeckt es gut, auch wenn ich so meine Gewissensbisse habe. Trotzdem knipse ich mal mit dem Handy den Beleg und poste ihn bei Facebook. Meine frankophilen daheim gebliebenen Freunde sollen schließlich auch mal etwas zu lachen haben. Und es bleibt nicht unentdeckt. Nur wenige Stunden später schreibt mein Freund Wolfgang auf Facebook, dass er es gar nicht verstehen kann, dass ich an diesem Ort, den er sicher gut kennt, ausgerechnet bei McDonalds essen gehe. Ok ok, er hat ja recht, aber ich habe mich in diesem Moment einfach nur nach einer Klimaanlage und einem großen kalten Softdrink gesehnt. Außerdem gibt es ein kostenloses WiFi und das entschädigt zusätzlich.

Als ich das schöne kühle Restaurant verlasse trifft mich fast der Schlag. Es ist heiß wie in der Hölle. Sogar die hitzeerprobten Anwohner schleichen mit ihren Einkaufswagen stöhnend über den Parkplatz zu ihren Autos. Ich kann nicht anders, auch wenn ich weiß wie unvernünftig es ist, ich ziehe meine dicke Lederjacke aus, schnalle sie zusammen mit dem Rucksack auf dem Sozius fest und fahre den Rest des Tages nur noch im flatternden T-Shirt. Ok ok, einen Nierengut habe ich noch um, ganz unvernünftig bin ich ja doch nicht 🙂

Perpignan kommt langsam aber sicher näher und als ich kurz vor der Innenstadt bin, kommt alles was zuvor noch so schön in Bewegung war schlagartig zum Stillstand. Es ist ein Megastau der Extraklasse. Eigentlich würde ich gern im Nord-Westen aus der Stadt heraus in Richtung der Berge fahren und mir dort einen kleinen Landgasthof mit „Fremdenzimmern“ suchen. Aber das scheint aussichtslos zu sein. Als ich schließlich dem Stau entkommen kann, bin ich kurz darauf nur wenige Meter von einem Novotel Suite Hotel entfernt.

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Ich parke direkt vor dem Eingang und will schnell fragen ob ein Zimmer frei ist. Aber die Rezeption ist nicht besetzt. Auf einem Monitor an der Wand kann ich aber sehen, dass es scheinbar noch eine zweite Rezeption gibt. Dort stehen gerade zwei Gäste. Also warte ich bis die Frau die ich da auf dem Monitor sehen kann plötzlich vor mir steht. Es ist Laura, sie spricht gut Englisch, ist jung, sieht toll aus und hat fast keine Fingernägel mehr. Sie sind sowas von weggekauft, das habe ich echt noch nicht gesehen. Wie dem auch sei, Laura ist sehr nett und hat ein Zimmer für mich. Es ist aber nicht ganz preiswert. Für zwei Nächte inkl. Frühstück und Steuern werden 217,- Euro fällig. Aber nach der Schwitzerei auf dem Motorrad ist mir fast alles egal. Ich nehme das Zimmer und ich bekomme letztlich sogar eine Suite mit ganz brauchbarem Ausblick in der obersten Etage. Die Suite ist supercool eingerichtet. Es gibt eine kleine Küche, eine Wanne, eine Dusche und vor allem eine sehr geile funktionierende Klimaanlage. Whoo, als ich das Zimmer betrete sind es gerade mal 21°C, ich fühle mich wie im Paradies.

Erst als ich später mein Motorrad um die Ecke parke wird mir klar, dass sich hier zwei Hotels ein Gebäude und sogar eine Laura teilen. Ich habe versehentlich den „teuren Eingang“ erwischt. Wäre ich einfach nur um die Ecke gegangen, so hätte ich ein Zimmer zum halben Preis bekommen. Dumm gelaufen und ich kann mich nur damit trösten, dass ich hier sicher eine total tausendmal super viel bessere Suite habe. Ob’s stimmt, ich will es lieber gar nicht wissen.

Jedenfalls ist die Altstadt mit ihren vielen Bars und Cafés nur einen Steinwurf weit entfernt. Mein Plan sieht vor, die heißen Stunden des Nachmittags im kühlen Hotelzimmer zu verbringen. Ich will duschen, bloggen, etwas abzuhängen und am Abend mit meiner Fuji X-T1 und dem genialen lichtstarken XF 1,4/23mm in der Innenstadt ein wenig auf Motivsuche gehen. Morgen will ich tagsüber noch das mediterrane Flair dieser schönen Stadt genießen, bevor es übermorgen in die Berge und weiter in Richtung Atlantik gehen soll. Ich will mich zwei Tage in den Pyrenäen aufhalten, später in Bilbao das Guggenheim-Museum fotografieren und weiter nach Porto und Lissabon reisen.

Fotografiert habe ich heute überhaupt nicht, es war einfach viel zu heiß und selbst die guten Motive sehen im grellen Licht der Mittagssonne fast immer reichlich blöd aus. Da es zu allem Übel am Wegesrand keine auf Anhieb gut aussehenden Motive gab, ist mir die Entscheidung einfach weiterzufahren nicht sonderlich schwer gefallen.

Aber ganz ohne Fotos geht es dann ja doch nicht – ein paar GoPro-Shots habe ich natürlich unterwegs eingesammelt 🙂

2 Kommentare zu “Tag 24 – St. Gilles nach Perpignan

  1. […] Tag 24 – St. Gilles nach Perpignan […]

  2. Anas

    Bei den Preisen für ein Zimmer muss dire Verzweiflung so groß wie die Hitze gewesen sein … aber es war ja für einen guten Zweck 😉

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