Tag 60 – Die erste Ausfahrt nach dem Umfall

Am Morgen stehe ich im Bad und schaue mir meinen Bluterguss an der Hüfte an, solch ein dickes Ding hatte ich noch nie. Alles was bislang meinen Körper zierte war mal hier und da ein kleiner blauer Fleck, aber dieses Ding hat die Bezeichnung Hämatom echt verdient.

Auch nach der Nacht schmerzt es ziemlich und ich finde im Laufe des Tages noch andere kleinere Prellungen an Armen und Beinen. Dazu hier und da ein paar Kratzer, aber es ist alles nichts wildes. Als kleiner Junge hat man so etwas jeden Tag gehabt und nicht gejammert. Spannend wird bei diesem Bluterguss sicher der „Farbverlauf“. Aber das kann ich beobachten und bei jeder neuen Farbe entsprechend berichten 🙂

Auch heute lasse ich es wieder sehr ruhig angehen. Hier auf der Finca verliert man schnell jedes Zeitgefühl. Die Tage sind ruhig und alles gleitet irgendwie dahin. Ich muss nichts machen, wenn ich Hunger habe gehe ich rüber zum Restaurant und kann mir wünschen was ich will, es ist hier sehr ruhig und sehr entspannt.

Um kurz vor 14h schwinge ich mich ganz behutsam auf mein Motorrad und fahre gemütlich und sehr vorsichtig zu einem „Motart“ Biker-Café das vor kurzem in Puerto de la Cruz eröffnet hat. Das Café wird von einem Paar aus Italien betrieben. Mitten drin steht unter Glas die extrem coole MV Agusta des Chefs. Er und seine Frau sprechen Italienisch, Spanisch und Englisch. So klappt die Verständigung mit den meisten Gästen sehr gut.

Im Café habe ich mich mit Ulla Oswald verabredet. Ulla lebt bereits seit mehreren Jahren auf Teneriffa und bietet unter anderem geführte Motorradtouren an. Wir wollen uns heute etwas kennenlernen und schauen ob wir mal eine Tour zusammen fahren können. Vielleicht kann ich sie ja in den kommenden Wochen bei einer Tour mit anderen Bikern begleiten, schauen wir mal. Es ist nie verkehrt auf einer Insel wie Teneriffa ein paar nette Leute zu kennen.

Gegen 16h machen wir noch schnell ein Foto mit ihrer Honda Africa Twin, dann muss sie auch schon wieder los. Ich selbst bin kurz darauf wieder auf der Finca San Juan und gehe noch etwas in den Pool. Die Bewegung beim Schwimmen tut den geprellten Körperpartien richtig gut und es erscheint mir ein sehr gute Therapie zu sein, besser als Pillen und Salben. Einfach in den Pool und eine halbe Stunde ganz ruhig hin und her schwimmen. Danach fühle ich mich schon viel besser und bin um 18h beim Abendessen. Ich darf mir wieder etwas wünschen und ich lande erneut bei gebratenen Lachs mit einem frischen Salat. Dazu etwas Brot und dieses geniale Aioli mit Curry, das ist der Hammer!

Kurz bevor die Sonne untergeht kommt es mir in den Sinn, schnell mit meiner Fuji X-T1, dem 1,2/56mm Porträt-Objektiv und einem 11mm Zwischenring einige der hier wachsenden Blümchen zu fotografieren.

Nach den ersten Testbildern habe ich die Idee, eines dieser schönen Blümchen vor der untergehenden Sonne zu fotografieren. Schnell schneide ich mit meinem Taschenmesser drei kleine Blüten ab und stelle sie mit etwas Wasser in einem Bierglas auf die Mauer neben meinem kleinen Häuschen. Bis ich startklar bin, ist die wunderbar warme Abendsonne leider schon hinter dem Horizont verschwunden. Ich mache trotzdem einige Fotos, bis ich die Idee habe einfach ein paar Stufen zum Pool hochzusteigen. Von dort aus kann ich die Sonne noch sehen.

Nach einigem Probieren klappt es dann mit einem halbwegs ansehnlichen Foto. Aber das Ergebnis ist noch weit weg von dem was ich mir vorstelle. In den nächsten Tage werde ich mich etwas eher startklar machen und nicht nur mit vollständig geöffneter Blende fotografieren. Vielleicht nehme ich auch mal einen Graufilter und ein kleines Blitzlicht dazu, schauen wir mal.