Tag 63 – International Day of Friendship

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Es ist erst einige wenige Wochen her, als meine Schweizer Facebook-Freundin Patrizia mir die wunderschöne Muttenalm gezeigt hat. Der Ort Obermutten ist winzig und wenn ich mich recht erinnere wohnen nur fünf Familien während des gesamten Jahres dort. Der Bürgermeister dieses Dorfes hat auf Facebook eine Fanpage eingerichtet und am Ortseingang eine gewaltige Tafel aufgestellt auf der man alle Facebook-Nutzer sehen kann welche die Facebook-Seite des Ortes „geliked“ haben. Hier ein ganz winziger Ausschnitt…

FacebookFriendship

In einem ehemaligen Kuhstall hat er eine kleines Museum eingerichtet, welches vollmundig und nicht ganz ohne Ironie als „International Museum of Friendship“ bezeichnet wird.

Muttenalm-Graubuenden

Warum schreibe ich das? Weil sich heute am 63. Tag meiner Reise eigentlich alles um Facebook dreht. Jo, der Chef der Finca San Juan, hat sich irgendwie sehr elegant selbst ausgesperrt. Mehrere Wochen lang gab es eine Facebook-Seite zu diesem schönen Landhotel und Restaurant und niemand konnte sie pflegen. Weil ich eh nichts anderes vor habe, schaue ich mal was da los ist. Nach ein paar Minuten klappt es wieder.

Bei Facebook gibt es neben den persönlichen Profilen auch die sogenannten „Seiten“. Besonders kleine Firmen machen bei der Anmeldung bei Facebook häufig den Fehler, statt einer Seite ein persönliches Profil einzurichten. Weil dies wohl häufig geschieht, kann man persönliche Profile aber auch später noch in eine Seite umwandeln. Um eine Seite zu verwalten ist mindestens ein persönliches Profil erforderlich. Wer nur ein persönliches Profil hat und dies in eine Seite umwandelt, der hat sich zunächst ausgesperrt. Erst nach der Einrichtung eines neuen persönlichen Profils kann man dieses als Administrator für seine Facebook Seite festlegen und schon ist man wieder im Spiel. Was in der Theorie ganz einfach klingt ist in der Praxis doch etwas schwieriger, denn nachdem man ein persönliches Profil in eine Seite umgewandelt hat, ist die E-Mail Adresse welche man bei der Einrichtung des persönlichen Profils verwendet hat, bei Facebook registriert und kann somit nicht erneut verwendet werden. Um nach der Umwandlung ein persönliches Profil einrichten zu können, über das man seine Seite neue Facebook Seite pflegen kann, braucht man eine „frische“ E-Mail Adresse. Diese einzurichten ist nicht weiter schwierig. Aber irgendwann steht man vor der Aufgabe, dass man Anschriften anderer Facebook-User nicht verpassen möchte und die zugehörigen Benachrichtigung laufen dann bei zwei E-Mail-Adressen ein. Es bleibt also schwierig.

Bevor man als kleines Unternehmen mit Facebook loslegt, lohnt es sich also die von Facebook bereitgestellte ausführliche Dokumentation zumindest kurz zu überfliegen und sich ein paar Gedanken darüber zu machen, ob man Facebook wirklich braucht und wenn ja, wie man es so organisiert, dass es einen Nutzen bringt und nicht nur zusätzliche Arbeit verursacht.

In den letzten etwa 200 Jahren war es üblich, dass kleine und mittlere Betriebe in örtlichen Zeitungen regelmäßig inserierten und ihre Dienstleistungen anboten. Mit dem Siegeszug des Internets begann der Niedergang der gedruckten Zeitschriften und damit auch der Niedergang eines oft über viele Jahrzehnte benutzen Werbekanals. Viele Unternehmen haben daraufhin eine eigene Web-Seite aufgebaut oder aufbauen lassen. Doch diese Webseiten muss man auch bewerben, denn wer ein kleines Unternehmen nicht kennt, der kennt auch nicht dessen Internet-Präsenz. Ein oft genutzter Weg ist es daher, Werbung beispielsweise bei Google zu schalten. Diese Werbung wird an Schlüsselworte (Ad-Words) geknüpft und wenn jemand als Suchbegriff vielleicht „Landhotel Teneriffa“ eingibt, so wird ihm im „goldenen Google Dreieck“ beispielsweise ein Link zur Finca San Juan angezeigt.

Seit dem Siegeszug von Facebook gibt es nun auch die Möglichkeit statt einer eigenen Webseite (mit all dem damit verbundenen Aufwand) sehr einfach eine Facebook-Seite einzurichten um die Dienstleistungen eines Unternehmens anbieten und präsentieren zu können. Good news: Eine solche Seite kostet nichts und man muss sich auch nicht um die Datensicherung etc. kümmern. Das alles erledigt Facebook, kostenlos und millionenfach. Aber wie geht das? Denn letztlich muss auch dieser Service irgendwie bezahlt werden. Facebook verdient sein Geld mit Werbeanzeigen. Ein Unternehmen das eine Facebook Seite eröffnet hat und dort interessante Dinge postet (Statusmeldungen), wird mit sehr ausgefeilten Statistiken und übersichtlichen Grafiken usw. belohnt. Ist ein Post erfolgreich, so wird vorgeschlagen diesen Post zu bewerben um damit neue Facebook-Nutter, also potentielle Kunden erreichen zu können. Diese Werbung ist schließlich doch kostenpflichtig und davon lebt Facebook.

Jedes Unternehmen das über Facebook erfolgreich wird hat zum einen gute Produkte UND zum anderen viel Geld für Facebook-Werbung ausgegeben! Gibt es keine guten Produkte oder keine Werbung, so ist das Unternehmen auch nicht erfolgreich.

Oft liest man, dass Werbung auf Facebook wenig effizient sei. Das mag sein, aber wenn eine Werbeanzeige auf Facebook nicht angeklickt wird, dann liegt das nicht am System, sondern meist am Inhalt der Werbeanzeige. Wer bei Facebook Geld für Werbung ausgibt sollte daher sehr genau überlegen welche Posts so gut interessant sind, dass es sinnvoll sein könnte sie kostenpflichtig zu bewerben.

Nun gibt es auch die Finca San Juan bei Facebook, so weit so gut! Als ich mir über das neu angelegte persönliche Profil die damit verknüpfte Seite anschauen will fällt mir auf, dass es die Finca San Juan VIERMAL auf Facebook gibt, jeweils mit unterschiedlichen Schreibweisen. Mal mit Teneriffa, mal mit „Hotel Rural“, alles sieht sehr ähnlich aus, ist es aber nicht. Ok, vier Facebook-Seiten für ein kleines feines Landhotel sind eigentlich genau drei Facebook-Seiten zuviel. Also könnte ich drei Seiten löschen! Klingt einfach, ist es aber nicht, denn alle Seiten haben inzwischen Freunde gefunden und es sind teilweise mehr als 1.000 „Likes“. Nach einer kleinen Recherche wird klar, man kann Facebook-Seiten zusammenfassen. Dabei gehen die Inhalte einer der Seiten verloren, die „Gefällt mir“ Angaben werden aber auf die „bleibende Seite“ übertragen, in der Theorie jedenfalls.

Das Hotel hat zwei Seiten mit einmal 1040 und einmal 1071 „Likes“, also „Gefällt mir“ Angaben. In Absprache mit Jo versuche ich diese Seiten zusammenzufassen und die Inhalte der Seite mit den 1071 Likes zu behalten. Das scheint auch gut zu klappen, jedenfalls gibt es keine Fehlermeldungen. Letztlich stutzig macht jedoch, dass nun statt 1040 + 1071 = 2011 Likes nur 1071 Likes übrig bleiben. Na, vielleicht dauert es ein paar Tage bis der Vorgang vollständig abgeschlossen ist, ein Profil wird auch erst nach 14 Tagen gelöscht, warten wir es mal ab.

Aus vier Seiten sind nun also drei Seiten geworden, soweit so gut! Als nächstes will ich die Seite mit dem 119 Likes und die mit den 1071 Likes zusammenführen. Aber es gibt eine Fehlermeldung, die Namen sind zu verschieden. Aber die Namen kann man ändern, klingt doch ganz einfach. Ich nehme mal das Wörtchen „Rural“ weg und beantrage die Änderung. Dies kann auch bis zu zwei Wochen dauern, aber ein paar Stunden später ist es doch schon erledigt. Beim Versuch diese Seiten zusammenzuführen gibt es nun die Meldung, dass ich sie nicht zusammenführen kann, weil sie zu wenig Übereinstimmungen gibt. Wahrscheinlich müssen noch Adresse, Telefonnummer usw. ergänzt werden? Aber an dieser Stelle steige ich aus, weil es jetzt schon Nachmittag ist. Ein bisschen was ist ja schon gewonnen und wenn das Zusammenführen nicht klappt, dann kann man zur Not die beiden Seiten mit den wenigen „Likes“ auch einfach löschen. So verwirrt man seine potentiellen Freunde nicht, während sie versuchen ein Like abzugeben und plötzlich gar nicht wissen welche der vielen Seiten richtig ist.

Es ist heiß und die Sonne brennt, ich schleiche ein wenig auf der Finca herum, gern würde ich ja mal kurz in den Pool hüpfen, aber es ist Sonntag. Das sehr gute Frühstück hat sich inzwischen auch bei vielen Spaniern auf dieser Insel herumgesprochen und sie sind auch heute wieder zahlreich erschienen. Nach dem Frühstück belagern sie in Scharen den Pool. Es ist ein irre lautes Palaver und der Pool ist so plötzlich so voll, als wäre eine Grundschulklasse zu Besuch. Alle schattigen Plätze mit Sonnenschirmen sind belegt und bei genauem Hinschauen ist auch keine Liege mehr frei. Meine Badehose wird heute also trocken bleiben, schade eigentlich. Ich staube mal wieder meinen kleinen iPod ab und höre damit etwas Musik. Auf dem Parkplatz schaue ich mir nochmals genauer die Schrammen an, die mein Motorrad bei meinem kleinen „Umfall“ abbekommen hat. Es sind doch ein paar mehr als zunächst gedacht.

Die Sonne brennt und plötzlich kommt mir die Idee doch mal einen dieser witzigen Movie-Effekte auszuprobieren. Kurz darauf wird mein Motorrad von einer Rakete zerstört oder unter einer Lawine begraben. Ah, da gibt es noch einen dicken Felsbrocken den man vom Himmel fallen lassen kann. Dieser passt ganz gut zum Asphalt des Parkplatzes, hey das sieht cool aus! Kurz darauf ist auch schon ein winziges YouTube Video fertig. Der Upload wird leider bis in die Nacht hinein dauern…

http://youtu.be/6lj0nnYe8hg

Am Abend bin ich mit meinem Facebook-Freund Edgar verabredet. Edgar kenne ich in der virtuellen Welt schon eine ganze Weile. Er ist Kanario und wohnt mit seiner Freu und seiner kleinen Tochter in Punta de Hidalgo, im Nord-Osten Teneriffas. Edgar betreibt ein traditionelles kleines Fotolabor und führt alle klassischen Arbeiten aus, von Schwarz & Weiss bis hin zur Entwicklung von Farbfilmen und der Erstellung „handgemachter“ farbiger Papierbilder. In seiner Freizeit restauriert er traditionelle Großformat-Kameras und geht gelegentlich damit auf Motivsuche.

Mit Edgar bin ich um 20:30 verabredet. Nachdem ich mir mein Abendessen schnell reingestopft habe, geht es um 19:45 mit dem Motorrad los in Richtung Nord-Osten. Wir haben uns bei einem Restaurant ganz in der Nähe des Nord-Flughafens verabredet, es sind 41 Kilometer. Als ich am Restaurant eintreffe, geht gerade die Sonne unter und dichte Nebelschwaden ziehen auf. Das Restaurant ist geschlossen, so ein Mist. Edgar ist nicht erreichbar, er hat mir geschrieben, dass er für einige Wochen jeden Tag rund um die Uhr arbeiten muss. Nach einigem Hin und Her finden wir mit etwas Verspätung doch noch zueinander. Ich bin überrascht, auf seinem Facebook-Profilfoto hat er einen langen Bart, der aber inzwischen arg zurück gestutzt ist. Schaut man genau hin, erkennt man ihn aber doch wieder 🙂

Edgar-Facebook

Edgar kennt ein anderes Restaurant das noch geöffnet hat. Dort sitzen wir lange zusammen und unterhalten uns über die Fotografie, das Leben auf Teneriffa und natürlich über seinen aktuellen Job. Hier auf Teneriffa wird derzeit eine neue Folge der „Jason Bourne“ Reihe gedreht. Edgar hat den Sprung in diese Filmproduktion geschafft und arbeitet zurzeit als Location-Manager. Er berät die Sicherheitsleute wenn es darum geht die Schauspieler sicher an den Paparazzi vorbei zu schleusen. Er weiß welche schönen Drehorte es wo gibt, er kann Licht und Scheinwerfer organisieren und aufstellen lassen, seine Aufgaben sind sehr vielfältig. Und Edgar hat jeden Tag mit echten Hollywood Stars zu tun, kein schlechter Job 🙂Bildschirmfoto 2015-09-08 um 04.40.49

Als das Restaurant schließt, sind wir die letzten Gäste. Noch lange stehen wir draußen auf dem Parkplatz, bis auch hier eine Kette vorgelegt wird und mein Motorrad und Edgars Auto weg müssen. Als wir uns schließlich verabschieden ist es schon nach 23:00. Edgar ist ein echt dufter Typ und der Abend mit ihm war unglaublich interessant. Es ist ein Unterschied ob man am Montagmorgen um 10:30 bei Pepito in La Paz mit deutschen Rentnern spricht die hier ihren Lebensabend bei gutem Wetter genießen oder mit einem 31 Jahre jungen Kanario, der einige Jahre seines Lebens in Berlin gelebt und gearbeitet hat und nun zurück nach Teneriffa gekommen ist.

Das Leben auf Teneriffa ist für junge Leute nicht einfach. Edgar kommt derzeit gut über die Runden, aber er arbeitet auch viel und versucht aktuell DREI Jobs unter einen Hut zu bringen und sich außerdem um seine kleine Tochter zu kümmern. Ich kann mir kaum vorstellen wie er das alles schafft und ich bewundere ihn dafür.

So geht ein Tag ohne Fotos zu Ende. Das Wetter war der Hammer, das Essen außergewöhnlich gut und die Menschen entspannt und freundlich. Würde mir nicht irgendwann das Geld ausgehen, ich könnte es hier sicher noch ein paar Jahre aushalten.

2 Kommentare zu “Tag 63 – International Day of Friendship

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