Tag 75 – Ein Tag im Bikerparadies

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Vor vielen Jahren habe ich mir mal eine GEO-Spezial über die Kanaren gekauft. In dieser Ausgabe wurde El Hierro als „Die kleine Wilde“ bezeichnet. Lange Zeit wußte ich damit nicht viel anzufangen, aber seit heute weiß ich was der Autor dieser Zeilen damals im Sinn hatte.

El Hierro ist mehr ein monolithischer Fels als eine zerklüftete Insel, so wie man es beispielsweise von Madeira, Teneriffa oder La Palma kennt. Auch hat El Hierro keine wirklich hohen Berge vor denen eine Wolkenfront halt machen müsste. Auf El Hierro ändert sich daher das Wetter oft schneller als man sich umziehen kann und das werde ich heute noch ausgiebig zu spüren bekommen.

Aber fangen wir beim Anfang an..

Nach der Wanderung des Vortrages lasse ich es heute etwas geruhsam angehen. Ich schlafe lange und gönne mir gegen 11h in der kleinen Bar, die zu den Apartamentos Frontera gehört, ein Sandwich mit Huhn, Käse und Salat. Die nette junge Frau kennt mich schon. Ob es an meinem überbordenden Charme oder an meinem einzigartigen T-Shirt liegt kann ich nicht sagen, aber wahrscheinlich ist es das T-Shirt. Als ich gegen Mittag endlich startklar bin, beschließe ich heute nicht viel zu fotografieren, sondern mal ausgiebig mit meiner BMW K1200r Sport auf dieser schönen Insel herumzukurven.

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Für den Start habe ich mir eine Route ausgeschaut, die mich ausgehend vom Hotel in Frontera um den westlichen Zipfel der Insel herumführen soll. Diese Route habe ich mit meinem TomTom Urban Rider aufgezeichnet und im folgenden Bild in Pink eingeblendet.

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Auf El Hierro ist nicht viel Verkehr und so werde ich den gesamten Tag über sechs Stunden lang Motorrad fahren und nur ganze DREI Autos im Eiltempo überholen. Das erste Auto das ich nach etwa 15 Minuten treffe ist ein offener Jeep. Über dem Reserverad hängt jemand in abenteuerlicher Pose und fotografiert während der Fahrt die Lava in der Umgebung. „Na das kann ja was werden…“ geht es mir durch den Kopf, als ich diesem Fotoexperten kurz bei der „Arbeit“ zuschaue und dann bin ich auch schon vorbei…

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Die Straße sind einsam und leer, der Straßenbelag meistens sehr gut. Viele Straßen wurden erst vor kurzer Zeit frisch asphaltiert. Einiges wird auf meinem TomTom noch als „ungefestigte Straße“ angezeigt.

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Von Kurve zu Kurve schraube ich mich immer weiter die Berge hinauf, bis ich schließlich dichte Nebelbänke durchquere. Bei einem Stop bin ich daher nicht weiter verwundert, als der Graufilter vor meiner GoPro so aussieht wie auf dem folgenden Foto.

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Ich halte also immer mal wieder an und lege die Linsen und Filter meiner GoPro Kameras mit einem Taschentuch trocken.

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Als ich wieder einmal beim Parkplatz im wunderschönen Nebelwald eintreffe, halte ich endlich an und schieße mit meinem HTC ONE M8 einige Fotos. Meine Fuji X-T1 mag ich noch nicht herausholen. Ich habe für diese Art von Motiv heute eh nicht das richtige Objektiv dabei.

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Weil mir langsam aber sicher das Benzin ausgeht, fahre ich von San Andres zurück nach Frontera um eine der DREI Tankstellen anzusteuern die es auf dieser Insel gibt.

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Als der Tank wieder voll ist, entschließe ich mich mir mal den Weg zum Parador im Osten der Insel anzuschauen. Hier gibt es auch die einzige Ampel der Insel, das muss man mal gesehen haben! Als ich in der großen Bucht am Parador eintreffe regnet es ganz leicht. Weil ich am Morgen im Supermarkt alles für mein Abendessen eingekauft habe, halte ich am Parador gar nicht erst an, sondern fahre einfach weiter bis die Straße aufhört. Dort wende ich mein Motorrad und schieße einige Fotos mit meiner Fuji X-T1 und dem XF 10-24mm Superweitwinkel.

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Wegen des leichten Nieselregens gibt es heute wieder einen Regenbogen, er liegt ganz flach über dem Wasser und sieht sehr ungewöhnlich aus. Später werde ich mit Photoshop die Farben kräftig verstärken müssen, damit man ihn auf den Fotos klar erkennen kann.

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Auf dem Rückweg mache ich rechts vor dem Tunnel kurz halt und schaue mir den Roque de la Bonanza an. Dieser Fels ist neben den Wacholderbäumen wohl das am meisten fotografierte Motiv der Insel. Abends hat man ihn in Richtung Meer im Gegenlicht. Aus der anderen Richtung hebt er sich je nach Licht nicht wirklich schön vom dahinter gelegenen Felsen ab.

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Also schieße ich nur ein schnelles Knipsbild mit meinem Smartphone und mache mich auf den Rückweg.

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Gleich neben dem Roque de la Bonanza ist ein großer Teil der alten Straße ganz krass abgerutscht. Gäbe es den langen Tunnel nicht, der Parador und die wenigen umliegenden Häuser wären praktisch vom Rest der Insel abgeschnitten und nur mit dem Boot erreichbar.

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Bei meiner Ankunft habe ich den Hafen nur in der Dunkelheit gesehen und ich habe noch keine echte Vorstellung davon wie es dort wohl tagsüber aussieht. Weil er nur ein paar hundert Meter weit weg ist, statte ich auch ihm einen kurzen Besuch ab.

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Auf dem Heimweg kommt es dann immer dicker. „El Hierro, die kleine Wilde!“ geht es mir durch den Kopf, wie wahr wie wahr… Das Wetter hat sich heute mehrfach geändert. Losgefahren bin ich bei 30°C und blauem Himmel, irgendwann habe ich bei 18°C im Nebel gesteckt und jetzt fahre ich bei 25°C durch eine feuchtwarme Nebelbank.

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Teils ist der Nebel so dicht, dass man kaum noch etwas sehen kann, ein paar hundert Meter weiter scheint plötzlich kurz die Sonne und schon muss man wieder voll in die Bremse greifen weil man wenig später in der nächsten Nebelbank steckt.

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Als ich kurz vor Sonnenuntergang aus dem Tunnel in Richtung Frontera heraus fahre, scheint dort ganz fantastisch die Sonne. Es ist 28°C warm und wenn das Hotel einen Pool hätte, ich würde jetzt schnell nochmal hineinspringen.

Dieser Tag war wieder grandios, El Hierro macht mir so richtig Spaß. Sieht man von den kleinen Dorf-Ganoven ab, die abends immer wieder mit ihren lauten Einzylinder-Enduros die Straßen rauf und runter brettern, so ist es hier traumhaft ruhig. Verkehr gibt es kaum, die Straßen sind größtenteils in gutem Zustand, allerdings oft nicht ganz ungefährlich. Leitplanken und weiße Linien etc. sucht man vielfach vergeblich.

Wer seine Fahrweise auf El Hierro diesen Gegebenheiten anpasst, der kann hier viele Tage lang großen Spaß haben. Im Vorfeld wurde mir mehrfach gesagt, dass ich auf El Hierro nicht viel mehr als drei Tage verbringen soll, schließlich sei die Insel so klein und man habe schnell alles gesehen. Dem muss ich allerdings vehement widersprechen. Hier gibt es viele schöne Ecken und bis man alle Straßen mit dem Motorrad in Ruhe ausgekostet hat, vergeht schnell eine Woche oder mehr.

Dieser Tag war eine Tag ohne viele Fotos, aber es war ein Tag in einem echten Bikerparadies und das macht mir ebenfalls richtig großen Spaß.

2 Kommentare zu “Tag 75 – Ein Tag im Bikerparadies

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