Tag 89 – Zwischen Arm & Reich

Teneriffa ist eine Insel der Gegensätze, Arm & Reich leben hier sehr dicht beinander. Betrachtet man diese Insel mit offenen Augen so sieht man an vielen Stellen Freizeit und Spaß direkt neben tiefer Armut. Überall sieht man Menschen die am Meer angeln. In Deutschland ist dies eher ein Sport, eine Freizeitbeschäftigung, hier ist es vielfach notwendig um zu überleben.

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Teneriffa ist ein Paradies für Wanderer die gut zu Fuß sind. Es gibt einsame Buchten und verwunschene kleine Orte. Nur einige Minuten mit dem Auto entfernt findet man buntes Leben und ein Gewirr aus engen Straßen die manchem Flachland-Deutschen den Angstschweiß auf das Lenkrad des Mietwagens tropfen lässt.

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Wer hier wandern will findet eine Vielzahl wunderbar einsamer Wanderwege. Eine sehr gute Quelle ist die Webseite von Wolfgang Kieckbusch. (www.kieckbusch.de) Klickt man dort auf „Die letzten Wanderungen auf Teneriffa„, so stößt man auf einen regelrechten Schatz vieler Wanderungen die nicht nur gut recherchiert und toll dokumentiert sind, sie sind auch „selbst erwandert“. Somit sind sie aktueller als alles was man in Wanderführern im Deutschen Buchhandel zu lesen bekommt.

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Bereits in den 60er und 70er Jahren war Teneriffa ein beliebtes Urlaubsziel. Damals standen Punta de Hidalgo und Bajamar im äußersten Nord-Westen der Insel bei Erholungsuchenden ganz hoch im Kurs. Häufig war der Andrang so groß, dass sogar Privatpersonen Betten an Urlauber vermieten konnten. Nach dem schweren Fluzeugunglück am Nord-Flughafen wurde dies alles anders. Der Flughafen wurde für eine längere Zeit geschlossen und es wurde fieberhaft daran gearbeitet im äußersten Süden einen neuen Flughafen zu errichten der vom stabileren und besseren Wetter profitieren konnte. Mit dem Flughafen kam eine neue Autobahn und es wurden gewaltige Hotelburgen wie Los Christianos und Playa de las Americas aus dem Boden gestampft.

Bajamar und Punta de Hidalgo versanken in einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf. Einst feudale Hotels wie das Neptuno wurden aufgegeben, versteigert und später von Vandalen zerstört. Aktuell hofft man auf finanzkräftige Investoren aus Russland die an diesem Ort neue Impulse setzen könnten.

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Viele Rentner verbringen auf Teneriffa ihren Lebensabend und erfreuen sich am milden warmen Klima. Wer hier lebt und keine üppige Rentenzahlungen aus Deutschland erhält oder in früheren Jahren eine kleines (oder größeres) Vermögen angehäuft hat, der muss auf Teneriffa häufig für seinen Lebensunterhalt so richtig dreckig schuften.

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Auf dieser Insel leben Millionäre und arme Menschen dicht gedrängt beieinander. Auf dem folgenden Foto sieht man eine Siedlung in der mehrere Millionäre leben. Zwischendurch gibt es aber auch „normale“ Familien die jeden Tag für ihr Auskommen arbeiten müssen. In Deutschland würde dies für viel sozialen Zündstoff sorgen. Die Schönen und die Reichen würden sich wie in Hamburg Blankenese einigeln und ihre Ferraris hinter hohen Mauern und Zäunen verstecken. Das ist hier anders, hier leben die Menschen tolerant und friedlich zusammen, meistens jedenfalls.

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Vor einigen Wochen geisterte eine Schreckensmeldung durch die Presse. Ein junger Man war verkehrt herum auf die Autobahn aufgefahren und hatte mit hoher Geschwindigkeit das Fahrzeug einen entgegenkommenden 70 jährigen Rentners frontal gerammt. Beide Fahrer starben noch an der Unfallstelle. In der aktuellen Ausgabe des Kanaren-Express ist zu lesen, dass die Wohnung des Unfallverursachers von Dieben ausgeräumt wurde. Elektrogeräte und anderes Gerät im Wert von fast 5.000 Euro wurde entwendet. Auch das ist Teneriffa. Aber die Diebe wurden gefasst und warten jetzt auf ihre Gerichtsverhandlung, die Polizei scheint auf Teneriffa zu funktionieren, jedenfalls gelegentlich.

Viele Urlauber sehen diese Insel beim Verlassen nur noch kurz aus dem Fenster ihres Flugzeuges und freuen sich auf ihr Zuhause, welche Probleme es hier gibt und wie die Menschen sie tagtäglich bewältigen, das wird angesichts prall gefüllter Buffets in den Hotels zumeist vergessen.

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In der Hautstadt Santa Cruz de Tenerife leben aktuell 30,4% der Menschen an der Armutsgrenze. In Las Palmas auf Gran Canaria sind es gar 31,3%. Im Jahr 2008 wurde in Puerto de al Cruz nach deutschem Vorbild begonnen eine Tafel für bedürftige Menschen einzurichten, sie musste aber bereits 28 Monate später wieder eingestellt werden.

Das Durchschnittseinkommen auf den Kanaren liegt fast 20% unter dem des Spanischen Festlands. In diesem Jahr müssen die Kanarischen Inseln nach einem speziellen Schlüssel 651 Flüchtlinge aufnehmen. Davon entfallen 212 Menschen auf Teneriffa, 201 auf Gran Canaria, 174 auf La Palma und 64 auf La Gomera. Das winzige El Hierro muss aktuell keine Flüchtlinge aufnehmen. Angesichts dieser Herausforderungen gibt es aber keine Demonstrationen wie in Deutschland. Eine „PEGIDA-Canarias“ gibt es nicht. Viele Menschen auf den Kanaren sind selbst sehr arm und trotzdem hilfsbereit. Statt sich zu wehren und überall zu protestieren, sieht es zumindest so aus als würde nach Lösungen gesucht.

Ein Flüchtlingsschicksal ging in den letzten Wochen durch die Spanische Presse. Es war der Syrer Osama Abdul Mohsen, dem auf der Flucht vor der Polizei von der Reporterin  Petra Laszlo vor laufender Kamera ein Bein gestellt wurde, so dass er mit seinem sieben jährigen Sohn Said zu Boden ging und von der Polizei abgeführt werden konnte. Später hatte er Gelegenheit sein Schicksal zu erzählen. Er war in Syrien Fußballtrainer und ein Fan von Real Madrid. Damit schlug ihm eine Welle der Sympathie entgegen. Aktuell wird versucht ihm einen Job als Fußballtrainer in Madrid zu verschaffen und seinen zweiten 18 Jahre alten Sohn und andere Familienmitglieder, die es auf der Flucht in alle Welt zersprengt hat, wieder zusammenzuführen.

Trotz aller Probleme erscheint die Mehrzahl der Menschen auf den Kanaren zumindest zufrieden zu sein, das ist mein persönlicher Eindruck.

Am Montag geht es weiter nach La Gomera. In den 70er und 80er ein Top-Ziel für deutsche Aussteiger. Ich bin sehr gespannt was mich dort erwartet. Mit nur etwa 12.000 Menschen ist La Gomera ähnlich dünn besiedelt wie El Hierro, ich werde berichten.

2 Kommentare zu “Tag 89 – Zwischen Arm & Reich

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