Zwischenbilanz und Kosten

„Deutschland ist auch schön“, diese Worte hatte ich während der letzten Tage immer wieder gebetsmühlenartig stumm vor mich hingemurmelt. Ja, in Deutschland ist es auch schön, aber nur wenn man sich gesund und fit fühlt. Bei meiner Rückkehr war es kalt und feucht und gleich am ersten Morgen bin ich mit Kopfweh, Atemnot und verstopfter Nase aufgewacht. Ziemlich erkältet habe ich nun eine ganze Woche das Bett gehütet und keine Nacht wirklich gut geschlafen. Es ist kaum zu glauben, da war ich fast 140 Tage lang mit meinem Motorrad und meinen Fujifilm Kameras unterwegs, habe fast 18.000 Kilometer abgespult und mich dabei wunderbar gefühlt. Doch kaum bin ich wieder zuhause packt mich gleich am ersten Tag eine miese Erkältung.

Genau das ist es was ich an Deutschland einfach nicht leiden kann, hier ist es im Sommer oft unerträglich heiß oder drückend schwül und im Winter häufig nasskalt und ungemütlich. Vor etwas mehr als einer Woche habe ich noch auf Teneriffa am Pool die Sonne genossen und jetzt das. Letztlich baut mich derzeit nur die Hoffnung auf, dass es im nächsten Frühjahr nochmal für ein einige Wochen weitergeht, schließlich steht mein Motorrad ja noch auf Teneriffa.

Vielleicht ist daher heute ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.

Beginnen wir mit meiner Fotoausrüstung. Meine Fuji-Kameras haben sich sehr gut bewährt, wobei ich letztlich mehr mit der Fuji X-T1 fotografiert habe. Der Grund sind das klappbare Display, das mir in Verbindung mit meinem kleinen Reisestativ sehr entgegen kam und der Hybrid-Verschluß. So konnte ich meine lichtstarken Festbrennweiten ohne Probleme so nutzen wie ich es mir vorgestellt habe. Auch beim Filmen hatte die Fuji X-T1 die Nase vorn. Allerdings habe ich oft darauf verzichtet an allen Rädchen zu drehen um die Kamera optimal für das Aufzeichnen eines einzelnen Video-Clips einzurichten. Das ist für mich noch einer der großen Nachteile dieser Kameras. Bei meinen Olympus oder Panasonic Kameras kann ich an einem Wählrad vom Fotomodus schnell zum Videomodus wechseln. Jeder Modus hat separate Settings für Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit.

An der Fuji X-T1 widerspricht dies natürlich dem Bedienkonzept dieser Kamera. Hier werden Zeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit über separate Einstellelemente vorgegeben. Ein „Override“ für Videofilmer passt hier nicht so recht ins Konzept und dennoch würde ich es mir wünschen. Man kann mit der Fuji X-T1 sehr gut filmen, aber ständig alle Einstellungen der Kamera ändern zu müssen, das ist nervtötend wenn man parallel auch fotografieren möchte. Was mir auch mißfällt ist die Tatsache, dass beim Filmen die niedrigste ISO-Empfindlichkeit immer ISO-400 ist. Unterwegs hätte ich gern mit 1/60s gefilmt, aber dies war ohne Graufilter wegen der hohen ISO-Empfindlichkeit meist kaum möglich. Für einen kurzen Videoclip der vielleicht 4 oder 5 Sekunden dauert stets einen Graufilter aus der Fototasche zu holen und ihn danach wieder abzuschrauben, das war mir zu umständlich. Daher habe ich häufig mit sehr kleiner Blende gefilmt um Bewegungen innerhalb der Videos halbwegs flüssig mit etwas Bewegungsunschärfe aufnehmen zu können. Die nächsten Fotos gingen häufig auch gleich daneben, weil noch eine viel zu kleine Blende eingestellt war. Dies war auf Dauer nervtötend. Auch ist der kleine Startknopf für Videos unglaublich schlecht zu erreichen. Dass man ihn auch noch immer extrem lange drücken muss, um eine Videosequenz zu starten und zu stoppen, das stört mich maßlos.

Bei der Fuji X-E1 gibt es einen solchen Knopf überhaupt nicht. Hier muss man über das Drive-Menü jedesmal in den Video-Modus wechseln, kann dann aber ganz normal den Auslöser verwenden. Das hat mir letztlich besser gefallen als bei der X-T1. Allerdings kann man bei der X-E2 die Belichtungsautomatik im Video-Modus nicht vollständig abschalten, so dass beim Schwenken ständig unschöne Helliigkeitssprünge zu sehen sind, weil die Kamera kontinuierlich die Belichtung nachregelt.

Wer unterwegs mehr Wert auf gute Videos legt und nur nebenbei Fotografieren will, für den ist beispielsweise eine Olympus OM-D E-M5 Mark II oder eine Panasonic GH3 bzw. GH4 deutlich besser geeignet. Und dabei wäre es doch so einfach, wenn man bei der Fuji die Knöpfe für AE-L und AF-L auch im Videomodus funktionieren würden. Beispielsweise meine Nikon 1 V3 macht das ganz wunderbar, sie hat allerdings andere Einschränkungen.

Was mich auch nervt ist, dass man im Videomodus in Verbindung mit der Einstellung AF-S während man filmt nicht neu fokussieren kann. Bei vielen anderen Kameras die ich kenne, kann man während man filmt leicht den Auslöser berühren und die Kamera fokussiert neu. Bei Olympus, Panasonic und der Nikon 1 V3 genügt sogar ein Tippen auf dem Display um den Fokuspunkt zu verschieben und die Kamera neu fokussieren zu lassen. Je nach verwendetem Objektiv usw. sind damit sehr schöne Verlagerungen der Schärfenebene möglich, ohne dass man umständlich am Objektiv drehen muss.

Bei den Fuji-Kameras geht das leider überhaupt nicht und das hat mich unterwegs immer wieder massiv gestört. Will man die Schärfenebene während eines Video-Clips verlagern, so muss man die Kamera auf AF-M stellen und am Fokusring drehen. Das erzeugt zum einen unschöne Erschütterungen und andererseits funktioniert es nicht wirklich, weil es keine feste mechanische Kopplung zwischen Fokusring und Objektiv gibt. Manchmal dreht und dreht man und es passiert einfach nichts.

Wer mit den Fuji-Kameras filmen möchte, der ist daher ggfs. mit einem Adapter, beispielsweise für Nikon Objektive und die Nutzung älterer AiS Objektive, sehr gut beraten. Auf dem Motorrad konnte ich solche zusätzlichen „Video-Objektive“ leider nicht transportieren.

Letztlich hat sich die Fuji X-T1 für die Fotografie sehr gut bewährt, die Video-Clips hingegen haben keinen größeren Anspruch, sie dokumentieren im wesentlichen was ich erlebt habe und wo ich war. Wie die Qualität letztlich ausfallen wird, das werden wir sehen wenn meine große Reisedokumentation fertig ist.

Machen wir weiter mit meinen GoPro Kameras. Meine GoPro 4 Black Edition habe ich leider „verloren“ als wir versucht haben auf der Solis-Brücke einen Sturz in die Albulaschlucht zu filmen. Inkl. Display, Graufilter und Speicherkarte war das ein Verlust in Höhe von rund 700,- Euro und das war mehr als ärgerlich. Aber beim MediaMarkt in Chur gab es Ersatz und so konnte ich letztlich doch noch einige schöne nächtliche Zeitraffersequenzen mit dieser Kamera aufzeichnen. Auch die GoPro 3+ Black Edition hat sich gut geschlagen. Allerdings gab es bei einzelnen Zeitraffersequenzen Probleme, weil vereinzelte Bilder einen völlig falschen Weißabgleich hatten. Ich habe diese Bilder gelöscht, aber die „Lücke“ ist in der fertigen Sequenz ganz deutlich sichtbar. Letztlich haben sich diese Kameras dennoch als verläßliche Arbeitsgeräte erwiesen und es ist beeindruckend was man damit alles anstellen kann. Meine GoPro Kameras haben mich also nicht enttäuscht.

Hier eine völlig unbearbeitete Originalsequenz die während des Fluges nach Borkum am ersten Tag meines großen Abenteuers entstanden ist. In den kommenden Tagen wird es dazu noch ein „richtiges“ Video gehen. Dieses Video ist eher dafür gedacht zu zeigen welche Bild- und Tonqualität bereits eine preiswerte GoPro 3+ White Edition liefert wenn sie außen am Leitwerk eines kleinen Flugzeugs klebt. Man sollte beim kritischen Anschauen bedenken, dass dieses Fluggerät bis 220 km/h schnell ist und das Leitwerk aus sehr dünnem Verbundmaterial besteht. Eine etwas bessere Bildqualität würde man durch den Einsatz eines Graufilters erreichen. Dieser würde den mitunter stark ausgeprägten „Wackelpudding-Effekt“ sichtbar mildern. Bei diesem Flug hatte ich keinen Graufiter dabei, weil ich im Ernstfall nicht zusätzlich zur Kamera auch noch den teuren Graufilter verlieren wollte.

Weiter gehts mit meinem Motorrad. Diese K1200r Sport ist Baujahr 2007 und ich fahre sie seit 2010. Gekauft habe ich dieses Motorrad bei einem Kilometerstand von etwa 5.000 Km zum Preis von 9.800 Euro. Zusätzlich habe ich noch für 480,- Euro einen Superbikelenker von AC-Schnitzer montieren lassen und für etwa 500,- Euro ein original BMW Gepäcksystem gekauft. Während der letzten Jahre wurden an diesem Motorrad mehrere Rückrufaktionen ausgeführt und dabei die Kupplung, der Kettenspanner für die Steuerkette, die Vorderradbremse, der hintere Radflansch und einige Kleinigkeiten geändert, alles kostenlos. Im Jahr 2014 war das ABS defekt, laut BMW in Bonn ein „Standschaden“. Das zentrale „ABS-Nervensystem“ kann es überhaupt nicht leiden wenn es mit alter Bremsflüssigkeit betrieben wird. Sobald sich in der Bremsflüssigkeit kleine Klumpen bilden gibt es Probleme. Wird beim Wechsel der Bremsflüssigkeit die alte verschmutzte Flüssigkeit durch das ABS-System gepumpt um der neuen saubern Flüssigkeit Platz zu machen, kann es vorkommen, dass einige der winzigen Ventile des Steuersystems verstopfen. Damit wird das gesamte System unbrauchbar. Man kann mit dem Motorrad noch normal fahren, aber das ABS funktioniert nicht mehr und es leuchtet dauerhaft eine rote Warnleuchte im Cockpit. Die Reparatur kostet bei BMW etwa 1.500 Euro. Zwar gibt es ein Unternehmen das Reparaturen dieses komplexen Bauteils ausführt, aber man muss dann auf eine freie Werkstatt ausweichen, weil zumindest BMW in Bonn solche Reparaturen wegen Haftung und Garantie nicht ausführt.

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Beim BMW Motorradhaus Senger in Rüsselsheim wurde mir eine solche Reparatur für meine alte BMW K1200RS vor zwei Jahren angeboten. Letztlich war sie nicht notwendig weil die ABS Probleme auf eine gebrochene Bremsleitung zurückgeführt werden konnten.

Beim Kilometerstand von etwa 45.000 km habe ich an meiner BMW K1200r Sport bei BMW Marmotor in Las Palmas de Gran Canaria einen umfangreichen Service durchführen lassen. Neben neuen Reifen (Michelin Pilot Road 4) wurden Motoröl, Ölfilter, Bremsflüssigkeit, Luftfilter, Kardanöl und Bremsbelege getauscht. Ölfilter, Luftfilter und Bremsbeläge hatte meine Freundin Sandra bei ihrem Besuch aus Deutschland mitgebracht. Kurz vorher war mir aufgefallen, dass der linke Heißgriff nicht mehr funktioniert hatte. Er wurde ebenfalls auf Gran Canaria zum Preis von 96, Euro getauscht. Nur wenige Kilometer nach dem Service fiel der Reifendrucksensor im Vorderrad aus. Er musste bestellt werden und wurde drei Wochen später zum Preis von 165,- Euro ebenfalls bei BMW Marmotor ausgetauscht.

Derzeit noch defekt ist das hintere Federbein. Meine K1200r Sport verfügt über ein ESA Fahrwerk. Damit kann man über einen Knopf am linken Griff die Abstimmung und Härte des Fahrwerks in 9 unterschiedlichen Stufen einstellen. Fährt man wie ich mit viel Gepäck, so ist es sehr praktisch, dass sich die Verspannung des zentralen Federbeins per Knopfdruck einstellen läßt. Das Heck des Motorrades ist dann deutlich härter abgestimmt und selbst wenn man wie ich mit etwa  40 Kilogramm Gepäck unterwegs ist, ist das Fahrverhalten noch sehr gut. Auf Gran Canaria hat man mir angeboten das gesamte Federbein zu tauschen. Allein das Ersatzteil sollte 2.270,- Euro kosten, Liefertermin ungewiss. Wegen der Liefersituation und der exorbitanten Kosten habe ich diese Reparatur noch nicht ausführen lassen. Aktuell ist mein Motorrad daher mit teilweise defektem Fahrwerk bei einem Bekannten auf Teneriffa in einer Autowerkstatt untergestellt. Seit der Montage der neuen Reifen und der vergeblichen Reparaturversuche der Monteure von BMW Marmotor auf Gran Canaria, ist das unglaublich gute Fahrverhalten meiner K1200 stark beeinträchtigt. Hier bleibt mir nur die Hoffnung auf eine Reparatur im nächsten Jahr. Doch der Weg bis dahin ist noch weit, ich werde noch einige tausend Kilometer mit einem Motorrad abspulen müssen das nicht mehr exakt geradeaus läuft und sich bei niedrigen Geschwindigkeiten seltsam störrisch anfühlt.

Von wirklich sportlicher Fahrweise hat mich während der Reise meist abgehalten, dass die voll gepackte BÜSE Hecktasche etwas zu schwer für den Gepäckträger des Herstellers SW-Motech war. Oft waren die Straßen extrem schlecht und ich musste befürchten, der Gepäckträger könnte wegen der vielen harten Stöße Risse bekommen oder gar abbrechen. Passiert ist das allerdings nicht, doch das Gepäcksystem weist nach 138 Tagen sehr deutliche Gebrauchsspuren auf. Besonders mein Reisestativ, das ich oft in eine Plastiktüte eingewickelt und auf dem Heck transportiert habe, hat am Gepäckträger schwere Lackschäden hinterlassen. Später habe ich es in einem der seitlichen Koffer transportiert, er ist jetzt von innen stark verschrammt. Letztlich sind das alles nur „Gebrauchsspuren“, aber es ist dennoch ärgerlich. Wäre es mir zuvor bewußt gewesen, ich hätte mein kleines Cullmann Stativ ausschließlich in der zugehörigen Tasche transportiert.

Vor der Reise habe ich bei LOUIS in Mainz einige Diebstahl-Sicherungssysteme gekauft. Neben einem speziellen ABUS Detecto Bremsscheibenschloss habe ich noch eine schwere Kette mit einem sehr stabilem Schloss ebenfalls vom Hersteller ABUS gekauft. Benutzt habe ich dies unterwegs nicht ein einziges Mal. Auch die kleine Kette mit Vorhängeschloss, die ich zur Sicherung meines Helms während einer Stadtbesichtigung usw. gekauft habe, blieb bislang unbenutzt. Um mein Gepäck vor schnellem Zugriff zu schützen, habe ich außerdem ein abschließbares Stahlnetz des Herstellers Pacsafe gekauft, es aber auch nur einige wenige Male benutzt.

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Besonders auf den kleineren Kanareninseln erschien mir die Diebstahl-Gefahr gering. Auf Teneriffa und Gran Canaria hätte ich mitunter Sorge mein Motorrad nachts auf einem öffentlichen Parkplatz abzustellen. Aber man muss auch sehen, dass mein Motorrad kein aktuelles Modell mehr ist und mit recht großer Sicherheit die einzige K1200r Sport auf den Kanaren war. Einige K1300r oder K1300s habe ich gelegentlich gesehen, aber mein Modell ist sehr selten und würde auf den Kanaren sofort auffallen. Bei kleineren oder gebräuchlicheren Motorrädern sehe ich die Diebstahlgefahr auf Teneriffa und Gran Canaria sowie besonders am Festland deutlich kritischer.

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Auch konnte ich mein Motorrad während meiner Reise sehr häufig in Tiefgaragen oder Innenhöfen unterstellen.

Als wirklich praktisch hat sich mein BMW Function 4 Motorrad-Rucksack erwiesen. Allerdings sieht er nach nur 5 Monaten nicht mehr schön aus, weil alle weißen Teile dieses Rucksacks, möglicherweise wegen der intensiven Sonneneinstrahlung, seltsam gelblich verfärbt sind. Bei einem derart hochwertigen und teuren Rucksack sollte das eigentlich nicht passieren. In den nächsten Tagen werde ich bei BMW in Bonn abklären ob man den Rucksack wegen dieser Verfärbungen reklamieren kann.

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Gut geschlagen hat sich auch mein Original BMW Tankrucksack. Allerdings muss man ihn  zum Tanken immer abnehmen, aber mit der Zeit bekommt man darin Übung. Irgendwann gehört es dazu und man bemerkt es kaum noch. Hier wäre allerdings ein seitlicher Tankstutzen wie beispielsweise bei einer BMW F800 sehr praktisch gewesen.

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Kommen wir zur Planung und Buchung der Hotels. Hier haben mir die APPs von HRS.com und BOOKING.com in Verbindung mit meinem HTC ONE M8 Smartphone sehr gute Diente erwiesen. Auf den Kanaren ist das Angebot via HRS.com eher mager, weil es sich primär an Geschäftsreisende richtet. Bei BOOKING.com ist das Angebot deutlich größer, allerdings sind viele Ferienwohnungen und Hostels dabei. Das ist natürlich nichts schlimmes, aber man muss bei BOOKING.com genau darauf achten was man eigentlich bucht. Sucht man sich dort beispielsweise ein kleines uriges Landhotel aus und bucht erst eine Stunde bevor man dort eintrifft, wird man häufig vor verschlossener Türe stehen. Viele kleine Hotels haben keine durchgehend besetzte Rezeption, auch wenn es bei BOOKING.com oder HRS.com so angezeigt wird.

Besonders nach meiner nächtlichen Irrfahrt über Gran Canaria würde ich daher dazu raten, stets einen Tag im Voraus zu buchen. Weil man nicht überall eine WiFi Verbindung hat, ist ein Smartphone mit einer Internet-fähigen SIM-Karte ungemein hilfreich. Derzeit ist dies allerdings noch sehr teuer. Aber in den nächsten Jahren könnten die Preise weiter fallen, dann ist man auf die WiFi Netzwerke der Hotels weniger stark angewiesen. Während der Reise hatte fast jedes Hotel einen Internet-Zugang, lediglich auf Lanzarote musste ich 10 Tage lang auf der Straße vor einem Cafe sitzen oder während der Öffnungszeiten bei Kaffee oder Bier das WiFi-Netzwerk in Anspruch nehmen.

Unterwegs ins Internet, das ist ein Thema für sich. Es ist klingt unglaublich, ist aber wahr, in Portugal und auf den Azoren hatte ich die besten Internet-Zugänge überhaupt und es war überall kostenlos. In der Mehrzahl der Hotels in Deutschland, Schweiz, Frankreich Italien und Spanien sowie auf den Kanaren war es meistens eine mittlere Katastrophe selbst kurze Artikel mit wenigen Fotos zu veröffentlichen. Also oft eine Geduldsprobe sondergleichen, an die Veröffentlichung längerer Videos war daher kaum zu denken. So habe ich beispielsweise in Gijón fast einen halben Tag gewartet bis ein paar Fotos hochgeladen waren und ich einige der ausstehenden Artikel in meinem BLOG veröffentlichen konnte. Vielen Lesern ist leider kaum bewußt was es heißt einen umfangreichen BLOG wie diesen zu schreiben und zeitnah, bestenfalls täglich zu veröffentlichen. Ohne diesen BLOG hätte ich täglich 2-3 Stunden zusätzliche Freizeit gehabt. Allerdings wären nach der Reise viele Erinnerungen bereits in Vergessenheit geraten und viele Fotos hätte ich gar nicht erst aufgenommen. Vieles ist natürlich auch mehr als belanglos, besonders die Fotos unterschiedlicher Gerichte die ich einfach schnell mit dem Smartphone geknipst habe. Aber auch diese Bilder dokumentieren wesentliche Teile der Reise. Hier kann man sehen was es in den einzelnen Restaurants zu Essen gibt, wie es serviert wird und jeder Leser bekommt einen Eindruck was er selbst unterwegs in kulinarischer Hinsicht zu erwarten hat.

Kaum ein Motorrad fährt ohne Benzin, von den wenigen ZERO Bikes mal abgesehen. Während der Reise lag der durchschnittliche Benzinverbrauch meiner K1200 laut Bordcomputer bei 5,5 Litern auf 100 Kilometern. Rechnet man das auf 18.000 Kilometer hoch, so landet man bei rund 1.000 Litern Benzin, meist Super 98. Die Benzinpreise haben sich zwischen 1,70 und zuletzt 0,93 Euro je Liter bewegt. Insgesamt habe ich also rund 1.300 Euro für Benzin ausgegeben. Die Reichweite meiner K1200 beträgt etwa 300 Kilometer. Sind die Tankstellen in dünn besiedelten Gebieten etwas rar gesät, sollte man früh tanken und nicht bis zum letzten Kilometer warten. Daher habe ich meist nach etwa 220 Kilometern begonnen nach einer Tankstelle Ausschau zu halten.

Für die Navigation habe ich ein TomTom Urban Rider benutzt. Dieses Gerät ist schon etwas älter, aber ich habe passende Halterungen an meinen drei Motorrädern. Da diese Halterungen sehr teuer sind, habe ich bislang vom Kauf modernerer Geräte zurückgeschreckt. Während der Reise hatte ich besonders bei den Pyrenäen größere Probleme, weil beim Modell „Urban Rider“ nur das Kartenmaterial für Mitteleuropa enthalten ist. Spanien, Portugal, die Azoren, die Balearen und die Kanaren sind hier NICHT enthalten. Das passende Kartenmaterial muss zusätzlich erworben werden. Wegen des kleinen Speichers des „Urban Rider“ muss man Karten für andere Teile Europas löschen um das Kartenmaterial „Iberia“ installieren zu können. Eine simultane Nutzung mit dem vorinstallierten Kartenmaterial ist NICHT möglich. Eine Navigation von Spanien nach Frankreich funktioniert daher ganz gleich in welcher Richtung NIEMALS! Besonders wer die Pyrenäen erkunden will, kann das Tom Tom Urban Rider dafür eigentlich nicht verwenden!

Auch ist die Mehrzahl der POIs hoffnungslos veraltet. Immer wieder stand ich vor Gebäuden die irgendwann einmal ein Hotel, ein Restaurant oder eine Tankstelle waren. Oft waren aber selbst die Häuser nicht mehr vorhanden. Hier sollte man bei TomTom dringend nachbessern. Das Straßenmaterial war überwiegend gut, allerdings auch mit einer schweren Einschränkung. Meist kann man kleine Wanderwege oder schmale Schottenpisten nicht von „richtigen Straßen“ unterscheiden die für ein „Straßen-Motorrad“ geeignet sind. Mir wurden mitunter Strecken angeboten bei denen ich eine Treppe hätte herunterfahren sollen. Sowas geht eigentlich gar nicht. Wählt man die Routenoption „Kürzeste Entfernung“ so endet sie besonders auf den Kanaren fast immer in einem Desaster. Das TomTom fordert mitunter dazu auf steile Abhänge hinauf oder herunter zu fahren, an denen man selbst als geübter Fußgänger seine Probleme hätte. Hier solle TomTom die Kartendarstellung ganz dringend überarbeiten. Auf andere Systemen werden derlei Wege als gestrichelte braune Linie angezeigt, das würde sich auch bei den TomTom Karten gut machen.

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Eine kleine Bordapotheke mit einigen Medikamenten sollte unterwegs nicht fehlen. Ich hatte allerdings eine Vielzahl von Medikamenten dabei die ich letztlich nicht benötigt habe. Nachdem ich mir im Juni auf Madeira eine erwachsene Lebensmittelvergiftung eingefangen habe und schließlich sogar ins Krankenhaus musste, habe ich mir von meinem Hausarzt ein CIPROBAY Antibiotikum verschreiben lassen. Gebraucht habe ich es glücklicherweise nicht. Was ich allerdings mehrfach gebraucht habe waren Augentropfen. Immer wieder hatte ich aufgrund von Staub und Fahrtwind Probleme mit den Augen, meist am nächsten Morgen. Neben Berberil Augentropfen hatte ich homöopathische Euphrasia Augentropfen dabei, die sehr gut geholfen haben. Bei der Überfahrt von Huelva nach Teneriffa war ich insgesamt etwa 44 Stunden lang auf der Fähre. Zwischen Gran Canaria und Teneriffa war der Seegang in der Dunkelheit etwas stärker. Hier haben mir die SUPERPEPP Kaugummis sehr gut gegen Übelkeit geholfen, man bekommt sie in jeder Apotheke. Ein paar Pflaster usw. halte ich auch für sinnvoll, falls man sich mal in einen Finger schneidet etc. Zur Abwehr von Mücken hat sich Antibrumm sehr gut bewährt allerdings riecht es so intensiv, dass ich oft vor dem Schlafengehen geduscht habe um den Geruch loszuwerden. Wenn die kleinen Quälgeister dennoch zugestochen habe, hilft AFTERBITE recht gut. Ich habe es im Supermarkt auf Teneriffa gekauft. Es ist ein Stift der aussieht wie ein dicker Filzschreiber, ich hatte ihn letztlich immer dabei weil ich häufig im Gesicht und an Füßen und Beinen gestochen wurde. Meist sind die kleine Biester in den Abendstunden im Hotel oder Restaurant über mich hergefallen.

Kommen wir zum Thema BLOGGEN. Um alle Freiheiten bei der Gestaltung dieses BLOGs zu haben und nahezu unbegrenzt Fotos etc. veröffentlich zu können, habe ich mich gegen einen kostenlosen BLOG beispielsweise bei wordpress.com entschieden. Mein BLOG 100-Days-Of-Freedom.com wird auf meinem eigenen Webserver gehostet. Das bedeutet natürlich, dass ich mich während der gesamten Reise um Updates und Datensicherungen etc. selbst kümmern musste. Dies hat mir angesichts der langsamen Internet-Anbindungen häufig arges Kopfzerbrechen bereitet. Außerdem kostet dieser Server 69,- Euro im Monat. Bei einer Reisedauer von 5 Monaten sind das also schon 345,- Euro für das Hosting dieses BLOGs. Jeder der sich über Werbung im Internet aufregt sollte beachten, dass dieser BLOG nur für Euch Leser komplett kostenlos ist. Auf der anderen Seite kostet es viel Zeit und Geld ihn einzurichten und zu unterhalten. Vom Zeitaufwand für das Erstellen der Artikel usw. mal ganz abgesehen. In der Vergangenheit haben mir immer wieder Leser geschrieben, dass ich mit diesem BLOG doch sicher viel Geld verdienen kann. Bislang was das leider nicht so. Im Vorfeld der Reise habe ich auch versucht einige Sponsoren für die Reise zu finden, was sich aber als schwierig bis unmöglich erwiesen hat, jedenfalls nicht mit vertretbarem Zeitaufwand.

So habe ich letztlich alle Kosten der Reise selbst getragen. Auch wenn ich viele Fotos von BMW Motorrädern veröffentlich habe und ständig etwas über die Vorzüge meiner Fotoausrüstung geschrieben habe, beispielsweise von BMW habe ich nicht einmal ein T-Shirt geschenkt bekommen. Bei Fujifilm hat man auf meine Anfragen gar nicht erst geantwortet. Lediglich bei Kawasaki hat man angeboten mir ein Motorrad für 100 Tage zur Verfügung zu stellen. Damit wäre aber eine Verlängerung meiner Reise nicht möglich gewesen, ich hätte nach genau 100 Tagen wieder daheim in Deutschland sein müssen. Das Motorrad auf Teneriffa überwintern zu lassen wäre damit ausgeschlossen gewesen.

Zum Schluß möchte ich noch die Frage vieler Leser nach dem kompletten Reisebudget beantworten. Ein sehr teurer Bestandteil dieser Reise waren meine daheim weiterlaufenden Kosten. Diese Kosten hätte ich verringern können indem ich meine Wohnung vermietet und meine daheim gebliebenen Autos und Motorräder abgemeldet hätte. Aber wer vermietet schon gern eine Wohnung an einen Fremden in der einfach alle privaten Dinge mehr oder weniger offen herumliegen? Um meine Wohnung so umzuräumen, dass ich sie vermieten könnte war außerdem keine Zeit. Während ich weg war ist meine Freundin einige Wochen mit meinem Auto unterwegs gewesen und eines meiner daheim gebliebenen Motorräder (die weiße K1200r Sport) habe ich während des Sommers einem Freund ausgeliehen, der ein sehr routinierter Motorradfahrer ist, aber aus Zeitgrünen kein eigenes Motorrad hat.

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Meine „Dicke“ (die K1200RS, vorn im Bild) hat den Sommer über in der Garage gestanden, ab und zu ist meine Freundin mit dem schweren Monstrum unterwegs gewesen.

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Rechnen wir mal alle Kosten der Reise zusammen, einige Werte sind geschätzt, aber es geht ja nur um die ungefähren Kosten.

  • Benzin für 18.000 Kilometer: 1.300,-
  • Bisherige Wartung und Reparatur des Motorrades: ca. 2.000,-
  • 138 Übernachtungen, im Schnitt 60,- Euro: 8.280,-
  • Trinkgeld für Zimmermädchen, Kellner usw.: 500,-
  • Essen & Trinke für 138 Tage zu je 15 Euro: 2.070,-
  • Vignetten und Straßennutzung: 100,-
  • Überfahrten mit Fähren: 800,-
  • Eintrittsgelder für Tierparks, Museen etc.: 100,-
  • Postkarten inkl. Porto: 100,-
  • Kleidung und Motiv-Shirts: 300,-
  • Gepäcksystem für Motorrad: 400,-
  • Sicherungssysteme und Schlösser: 200,-
  • Kartenmaterial: 100,-
  • 2x Visier für Helm und Freisprech-Einrichtung: 450,-
  • Fuji Fotoausrüstung: 7.000,-
  • Apple MacBook Air mit Schutzhülle: 1.300,-
  • Hosting für BLOG 345,-
  • Kosten für Motorradvermietung (Sandra): 700,-
  • Kosten für drei Flüge (6x Sandra & 3x Ansgar): 2.000,-

Summe aller Kosten: 28.045,- Euro

Eine exorbitante Summe die mich selbst überrascht, die aber durchaus stimmig ist. Allerdings sind die Fotoausrüstung und das Notebook ja nicht „verloren“. Aber es sind auch keine Kosten für Anschaffung, Wertminderung, Versicherung und Steuern für mein Motorrad enthalten.

Ein weiterer enormer Kostenfaktor sind die laufenden Kosten daheim in Deutschland für Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung, Hausratversicherung, Fotoversicherung, Beiträge zu Berufsverbänden, Instandhaltungsrücklage für Wohnung, Grundbesitzabgaben, Müllabfuhr, Strom, Wasser, Heizung, Telefon, Internet, Handy, Netflix und und und… Rechne ich das alles zusammen komme ich für 138 Tage auf etwa 10.000,- Euro.

Alles in allem habe ich also während der vergangenen 138 Tage etwa 38.000 Euro in eine extrem coole Reise investiert. Sicher kann sich an dieser Stelle jeder Leser vorstellen, dass kein normaler Mensch solch exorbitante Kosten dauerhaft tragen kann. Ich habe für eine Reise wie diese viele Jahre lang gespart. Im nächsten Jahr soll es nochmal für einige Wochen weitergehen, danach wird mir das Geld ausgehen und ich werde wieder ganz normal arbeiten müssen wie jeder andere Mensch auch.

Rechnet man alle 138 Artikel gegen die oben ermittelten 28.045,- Euro auf, so hat jeder Artikel etwa 200,- Euro gekostet. Beachtet man die Hostingkosten, so kostet allein die künftige Verfügbarkeit jedes einzelnen Artikels pro Monat circa 50 Cent.

Derzeit arbeite ich an einem E-Book zur Reise. Dort wird es viele zusätzliche Informationen geben und es wird auch meine Freundin Sandra zu Wort kommen. Dort wird sie Gelegenheit haben aus ihrer Perspektive zu schildern wie sie diese Reise erlebt hat und welche Probleme es für sie daheim zu bewältigen gab während ich an einem anderen Ende der Welt mit meinem Motorrad unterwegs war.

Sobald dieses E-Book fertig ist, werde ich es hier vorstellen und würde ich mich natürlich über regen Zuspruch und viele Leser sehr freuen.

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Ein Kommentar zu “Zwischenbilanz und Kosten

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