Tag 121 – Von Mirador zu Mirador

Es ist Dienstag der 3. November und ich muss am Freitag schon wieder weiter nach Lanzarote. Am Morgen sitze ich nach dem Frühstück eine Weile mit meinem Notebook im wunderschönen Garten des Casa Isaitas und suche nach einem Hotel auf Lanzarote. Auf der Webseite www.toprural.com werden viele tolle Landhotels zu teilweise sehr günstigen Preisen angeboten. Aber bei allem was mir gefällt lande ich schließlich vor verschlossener Türe, ausverkauft. Etwas entnervt suche ich mir schließlich über www.booking.com ein kleines preiswertes Hotel im Norden von Lanzarote und buche dort ein Zimmer am Pool für 10 Tage. Jetzt brauche ich noch eine Fähre. Am Vortag habe ich gesehen, dass an Corralejo sowohl Fähren von FRED OLSEN als auch von ARMAS verkehren. Ich versuche es bei FRED OLSEN. Aber auch hier klappt es nicht so wie gewünscht. Die Hinfahrt könnte ich buchen, für die Rückfahrt kann entweder noch nichts angezeigt werden, oder es ist schon alles ausgebucht. So komme ich jedenfalls nicht weiter.

Also versuche ich es bei www.navieraarmas.com und kann hier problemlos eine Hin- und Rückfahrt für den 6. November und 16. November buchen. Die Tickets bekomme ich wenig später im Hotel ausgedruckt, alles kein Ding. Super!

Weil ich noch gar keine Daten der letzten Tage auf Festplatte gesichert habe und meine Speicherkarten inzwischen randvoll sind, verschiebe ich einiges auf meine neuen 2TB Festplatten, die ich mir vor einigen Wochen preiswert im Alcampo auf Teneriffa gekauft habe. Bei der Durchsicht der Videos des Vortages fallen mir ein paar nette Szenen auf und ich mache schnell einige Screenshots.

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Gegen Mittag geht es wieder los. Ein genaues Ziel habe ich nicht, ich will heute mal die FV-30 in nördlicher Richtung ausprobieren. Sie schlängelt sich hoch in die Berge und es gibt einen tollen Aussichtspunkt. Nach ein paar Kilometern fällt mir auf, dass der Tank fast leer ist. Schnell im TomTom nachschauen, die nächste Tankstelle ist in Antigua, das ist nicht weit weg, dafür reicht das Benzin noch locker. Bei der Tankstelle angekommen staune ich Bauklötze, ein Liter Super 98 kostet weniger als einen Euro! Ein Paradies für alle die einen Ford Mustang oder eine Corvette fahren…

Weil ich gerade so gut drauf bin geht es die Straße wieder zurück, den Aussichtspunkt habe ich auf dem Weg zur Tankstelle schon gesehen. Beim Mirador de Morro Velosa bin ich sehr überrascht wie wunderbar er angelegt ist. Es gibt ein kleines Restaurant und im Untergeschoß ein nettes Museum, wirklich schön ist es hier.

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Eine Stunde später geht es zurück in Richtung Süden. Durch Pájara fahre ich einfach hindurch, mein Ziel ist Ajuy an der Westküste. Dort angekommen erwartet mich ein toller Strand, überall sind Restaurants und Touristen. Es gibt das größte Fischfilet das ich je gesehen habe und dazu ein leckeres Bierchen.

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Nach dem Essen lerne ich noch eine deutsche Touristin kennen, ihr ist das Nummernschild meines Motorrades aufgefallen. Nach einem kleinen Espresso mache mich auf den Weg nach La Pared, das noch weiter im Süden an der Westküste liegt. Unterwegs komme ich an einem Aussichtspunkt für Sterngucker vorbei.

Die Aussicht ist der Hammer und ganz oben auf dem Hügel lerne ich Cem aus Heidelberg kennen. Er kommt eigentlich aus der Türkei, arbeitet bei Audi und ist mit seiner Familie hier im Urlaub. Er ist ein echt dufter Typ und während wir uns über Fotografie und Videos unterhalten muss ich dann die Idioten von der PEGIDA Bewegung denken die in ihren Dörfern lieber unter sich bleiben wollen. Wie traurig das doch ist und wie unfair deren dumpfe Parolen gegenüber Menschen wie Cem doch wirken müssen. Irgendwie muss man sich als Deutscher im Ausland inzwischen schämen, dass es so etwas wie PEGIDA in Deutschland überhaupt gibt.

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Während wir uns unterhalten dreht sein GoPro auf einem Stativ mit einem kleinen Motor darunter ihre Runde. Cem liebt Videos und wo er geht und steht versucht er zu filmen und schöne Zeitraffer aufzunehmen. Ohne, dass wir es wirklich bemerken steht plötzlich die Sonne tief. Die Berge sehen jetzt unglaublich aus. Am Vortag habe ich in Corralejo einen Italiener getroffen. Er hat mir erzählt, dass er besonders den Himmel von Fuerteventura so sehr liebt. Ich habe noch gesagt „Hey man, the sky is the same over all islands…“. Aber ich muss sagen, das stimmt nicht so ganz. Weil hier keine wirklich hohen Berge sind, haben die Wolken leichtes Spiel und ziehen recht niedrig über die Insel. Durch den geringen Abstand ist das Schattenspiel auf der Hügellandschaft sehr konturenreich und vielfältig. Wenn die Sonne in den Abendstunden tief steht, werfen die Hügel schier unglaubliche Schatten und leuchten in den tollsten Farben. Auf keiner anderen Insel habe ich das bislang erlebt, es ist einzigartig und ich komme hier besonders in den Abendstunden aus dem Staunen nicht mehr heraus.

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Es geht weiter nach La Pared. Dort angekommen muss ich feststellen, dass die Zufahrtsstraße nicht asphaltiert ist, nee das ist nichts für mich. Bloß nicht noch einmal wegrutschen und das Motorrad demolieren… Also runter schalten und Gas geben. Es ist famos, der Himmel leuchtet in den tollsten Farben. Weiter unten im Süden treffe ich auf den großen Kreisverkehr, an dem ich bei meiner Anreise abgebogen bin. Hier fahre ich nun wieder in Richtung Norden. Die Straße ist gut ausgebaut, schön kurvenreich und verläuft parallel zur neuen Autobahn die schon fast fertig gestellt ist. Als ich schließlich wieder in Pájara ankomme halte ich abermals nicht an und sause nochmals die FV-30 hinauf, es ist so geil hier…

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Etwas unterhalb des Miradors Morro Velosa halte ich an und schieße einige Fotos. Das Abendlicht ist traumhaft schön und ich bin regelrecht verzückt wie gut mein Motorrad darin zur Geltung kommt. Schließlich nehme ich noch den Tankrucksack ab und schiebe es etwas zu Seite, so dass es besser zur Wirkung kommt. Mein Stativ stelle ich ganz tief, ein kurzer Dreh am Polfilter und schon gelingen echt coole Fotos die man für einen BMW Werbeprospekt verwenden könnte.

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Mir zeigt das wieder einmal, dass man sich niemals mit dem ersten Foto zufrieden geben sollte. Je länger man sich mit einem Motiv beschäftigt desto mehr kreative Ideen lassen sich entwicklen. Leider geht das meist nur allein. Wer in einer Gruppe mit anderen Bikern oder mit seiner Familie unterwegs ist, wird in der Regel dazu keine Zeit haben. Will man trotzdem mit tollen Fotos heimkehren, hilft nur sehr viel Erfahrung. Man hat für seine Fotos kaum Zeit und daher muss das was man tut auf Anhieb richtig sein. Hier macht Übung den Meister. Mein Ding ist das allerdings nicht, es kann nämlich ganz schön stressig werden. Ich mag es wenn ich mich einem Motiv längere Zeit widmen kann. Letztlich habe ich dann oft hundert und mehr Bilder des gleichen Motivs, aber sie unterscheiden sich in Details und nicht selten gefällt mir eines der allerletzten Fotos einer umfangreichen Serie am besten. So wie heute beim Shooting meiner BMW. Hier kam übrigens auch noch etwas Glück ins Spiel, den während meine Kamera fast 30 Sekunden lang belichtet hat, kam ein Auto die Straße entlang gefahren und beleuchtete die Szenerie sehr schön.

Letztlich sieht es auf dem fertigen Foto aus als hätte ich ganz links noch einen großen Scheinwerfer aufgestellt, habe ich aber nicht, das waren die Scheinwerfer eines hilfreichen Autofahrers.

2 Kommentare zu “Tag 121 – Von Mirador zu Mirador

  1. Anas

    Ich sage es noch mal: ich freu mich für dich und deine Reise.
    Sieht einfach nur toll aus was du da machst.

  2. Cem

    Hallo Ansgar,

    wir haben uns in Fuerte auf diesem Berg getroffen als ich gerade die Timelapseaufnahme gemacht habe. Es war ein echt nettes Treffen mit dir da oben, hab einiges gelernt und du hast mich zum Nachdenken angeregt was das fotografieren angeht. Nun habe ich deinen Blog und deine Facebook Seite durchgeackert und bin beeindruckt von deinen Bildern und Berichten.

    Vielen Dank das du mich in deinem Bericht erwähnt hast. Ich hab mich sehr gefreut darüber.

    Du bist auch ein echt sehr netter und offener Typ. Habe mich gefreut dich kennenzulernen und werde dir hier und in FB gerne weiter folgen.

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute, bleib so offen und abenteuerfreudig.

    Grüße
    Cem vom Berg 😉

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