Tag 29 – Bilbao nach Gijón

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„Kurven räubern in Asturien“ – das wäre ein Titel der den heutigen Tag wunderbar umschreiben würde. Aber zunächst sollte ich erzählen was sich seit meinem letzten Artikel alles ereignet hat.

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Am Vorabend bin ich zur blauen Stunde nochmals mit meiner Fuji X-T1 und einigen Objektiven zum Guggenheim-Museum gefahren. Bereits am Morgen hatte ich die Situation und die Himmelsrichtung etc. ausgekundschaftet. So ging es zielsicher über die Brücke gleich neben de Museum und dann auf die andere Seite des Flusses an dem das Museum gelegen ist. Von dort hat man zum Sonnenuntergang einen schönen Blick auf dieses ungewöhnliche Bauwerk. Sehr cool ist, dass das Museum „Geräusche“ macht. In Abständen von etwa 10 Minuten wird über einigen Düsen, die in einem Wasserbecken gleich neben dem Museum angebracht sind, Propangas gezündet. Das macht ein Geräusch wie man es von Ballonfahrern kennt, wenn sie mit ihrem Heissluftballon an Höhe gewinnen wollen. Zunächst war ich irritiert, aber dann fand ich es unglaublich cool. So wirkt das Gebäude insgesamt wie eine Art U-Boot oder ähnliches das einem Roman von Jules Verne entsprungen sein könnte und das in Bilbao vor Anker liegt und zwischendurch die Motoren anwirft um seine Position zu halten. Eigentlich ist es die pure Verschwendung, aber andererseits ist dieses nächtliche Flammenspiel auch ungeheuer cool.

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Im Hotel angekommen gibt es noch drei kleine Flaschen Bier und danach geht es schnell ins Bett. Am nächsten Morgen werde ich von der Sonne und meinen Mitbewohnern um etwa 6h geweckt. Schnell unter die Dusche, dann wieder alles zusammen packen, kurz zwei Scheiben Toast mit Marmelade und einen Kaffee trinken, bezahlen und schon bin ich wieder startklar. Das Zimmer war mit rund 50 Euro die Nacht relativ preiswert. Leider hat das WiFi-Netzwerk fast gar nicht funktioniert, so dass ich bis auf ein winziges und zudem nicht ganz ernst gemeintes Video, nichts veröffentlichen konnte. Allein der Upload dieses kurzen Videos hat sagenhafte 18 Stunden in Anspruch genommen, dabei ist es doch nicht einmal eine Minute lang?

Als ich meine BMW beladen will, ist noch Gelegenheit zum Schnack mit einem Biker aus Holland. Er ist mit einer BMW R1200 RT unterwegs. Das Motorrad sieht nicht fast aus wie neu, aber er hatte Probleme mit der Zündung. Bereits zweimal war er unterwegs mit dem Motorrad in der Werkstatt. Meine BMW K1200r Sport läuft bisher wie ein Uhrwerk und ich hoffe sehr, dass das auch so bleibt. Bislang habe ich lediglich etwas Luft auf dem vorderen und hinteren Reifen nachgefüllt. Das war alles was dieses Motorrad nach etwa 5.000 Kilometern an Wartung benötigt. Kettenfett und andere Dinge sind hier überflüssig und das ist auch gut so!

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Mein Ziel des Tages ist Gijon, eine größere Stadt an der Atlantikküste. Grundsätzlich könnte ich in Bilbao auf die Autobahn A8 auffahren und wäre etwa drei Stunden später in Gijon, aber das wäre ziemlich langweilig. So habe ich mir eine Route ausgeschaut die auf einem weiten Umweg durch die Berge führt. Mein TomTom Urban Rider hat vorausberechnet, dass die Fahrzeit etwa 8 Stunden betragen wird. Für 400 Kilometer voller Kurven ist das eine sehr optimistische Prognose.

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Aber mein TomTom sollte in etwa Recht behalten. Die Route die ich mir ausgesucht habe ist einfach geil. Ich fahre hoch hinauf in die Berge, es geht durch tiefe Schluchten, über schöne Pässe und durch saftige grüne Wälder. Vorbei an Seen und kleinen Ortschaften, die aussehen als wäre hier die Zeit stehen geblieben, geht es in einem großen Bogen nach Gijón. Gegen 15h meldet sich der Magen, ich habe seit dem Toast am Morgen nichts gegessen und nun sollten wir das ändern. In einer kleinen Ortschaft finde ich ein sehr schönes Restaurant. Es ist gut besucht und es stehen auch einige Motorräder vor der Tür.

Ich bestelle mir einen gemischten Salat und dazu ein Solomillo mit Patatas Fritas. Dazu gibt es ein Cerveza sin Alcohol und schon ist der Tag gerettet. Nach dem Essen buche ich mir auf meinem Telefon via HRS-App ein Zimmer in einem billigen Hotel in Gijón. Es ist fast alles ausgebucht und den Bewertungen nach zu urteilen, ist es eine echte Absteige, aber wer lange auf Reisen ist muss sparen. Und da es nur für mich allein ist, ist mir fast jedes Zimmer recht.

Als ich nach dem Essen mein Motorrad startklar mache, fehlt plötzlich der Zündschlüssel!! „So ein Mist, wo habe ich ihn bloß wieder hingesteckt…“ geht es mir durch den Kopf während ich in alle Jackentaschen schaue. Aber er ist nirgendwo zu finden. Eigentlich kann ich ihn nur im Restaurant verloren haben. Und tatsächlich, ich hatte ich wohl in den Helm gelegt und so ist er dann herausgefallen. Als ich meinen Schlüssel unter dem Stuhl finde, auf dem ich meinen Helm gelagert hatte, beginnt sich mein gerade in Wallung gekommener Adrenalin-Spiegel wieder zu beruhigen. Alles ist gut…

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Es geht weiter in Richtung Norden. Die Kurven nehmen kein Ende und als ich dann noch ein Hinweisschild zum „Parque National – Picos de Europa“ sehe, ist es um mich geschehen. Was folgt ist purer Kurvenspaß bis in die frühen Abendstunden hinein. Während ich mich durch die schier endlosen Kurven schwinge, schenke ich der Benzinanzeige leider kaum Beachtung. So bin ich plötzlich erschrocken, als der Bordcomputer eine restliche Reichweite von etwa 50 Kilometern anzeigt. Ich halte kurz an und schaue wo die nächste Tankstelle ist. Ich bin hoch oben in den Bergen, außer Kurven gibt es hier fast nichts und die nächste Tankstelle ist knapp 40 Kilometer entfernt, das könnte reichlich knapp werden.

In der Hoffnung, dass die von meinem TomTom angezeigte Tankstelle tatsächlich noch existiert, geöffnet hat und Benzin verkaufen kann, geht es weiter. Als ich die Tankstelle schließlich erreiche, gibt es sogar einen Tankwart der mein Motorrad für mich befüllt. Das ist mir bislang noch nicht passiert und ist daher eine Erwähnung wert.

Inzwischen sitze ich seit fast 10 Stunden im Sattel und ich habe das Gefühl, dass diese Sitzbank mich irgendwann noch umbringen wird. Die letzten 90 Kilometer fallen mir heute entsetzlich schwer. Ich rutsche von einer Po-Backe auf die Andere, mal vor mal zurück, es geht aber irgendwie gar nichts.

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In Gijón angekommen bin ich überrascht wie groß diese Stadt doch ist. Mein TomTom findet das Hotel auf Anhieb. Eine E-Mail von HRS ist allerdings noch nicht eingetroffen. Ich habe aber eine Bestätigung auf meinem Telefon. Nachdem ich sie dem netten Mitarbeiter an der Rezeption gezeigt habe, bittet er mich, diese Buchungsbestätigung an sein Hotel weiterzuleiten. Kein Problem, eine Minute später kommt sie bei ihm aus dem Drucker. Ich bekomme Zimmer 1211 und kann schon einmal mein Gepäck nach oben schaffen. Als ich im Zimmer aus dem Fenster schaue, blicke ich auf einen echt üblen Hinterhof. Aber ich will hier ja nur schlafen und vielleicht ein bisschen bloggen. Dafür sollte es reichen.

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Mein Motorrad kann ich nicht vor der Türe parken, aber es gibt ein paar Meter weiter einen speziellen Motorradparkplatz. Dort soll es sehr sicher sein, na hoffen wir es mal. Gegen 21h drehe ich noch zu Fuß eine kleine Runde um das Hotel. Überall sind Bars und Cafés. Aber die meisten Läden sind schon geschlossen. Weil ich nur einen 100 Euro Schein dabei habe, mag ich mir keinen Kaffee oder ein Eis bestellen. Aber da ist ein Burger King. Mein Freund Wolfgang würde sich jetzt die letzten Haare raufen, aber ich habe Bock auf einen Cheese Burger und einen großen Softrink. Mein „Abendessen“ kostet keine 4 Euro, billiger geht es kaum. Und der große Schein ist gewechselt. Morgen kann ich dann in einigen der vielen kleinen Cafés das Leben genießen.

Beim Rückweg zum Hotel nieselt es ganz leicht. Es hat sich stark abgekühlt und für morgen ist Regen angesagt. Schauen wir mal wie es wird. Ich habe das Zimmer vorsorglich für zwei Tage gebucht. So kann ich einen Regentag überbrücken und meinen BLOG aktualisieren.

Übermorgen könnte es dann endlich nach Santiago de Compostela weitergehen. Aber warten wir es ab was noch alles geschieht. Hier habe ich noch einige sehr dynamische Fotos, die ich mit meiner GoPro aufgenommen habe.

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2 Kommentare zu “Tag 29 – Bilbao nach Gijón

  1. […] Tag 29 – Bilbao nach Gijón  (Neu) […]

  2. Anas

    Hi Ansgar!

    Nächster Tag in der Leserunde 😉
    Unglaublich schöne Landschaft, tolle Bilder.
    Ich bin wieder mal neidisch …

    Beste Grüße,
    Anas.

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