Am nächsten Morgen heißt es nach drei Tagen in Garching Abschied zu nehmen. Es gibt eines letztes Frühstück und ich kann mich noch kurz mit meinem MacBook Air in den Biergarten setzen und den Artikel veröffentlichen, den ich zwei Tage zuvor bereits geschrieben hatte. Bis alles korrekt formatiert ist, die Bilder passen, die Schlagworte vergeben sind usw. vergehen leider trotzdem satte 90 Minuten.
Als ich mich schließlich verabschiedet habe und mein Motorrad abfahrbereit ist, zeigt die Uhr schon 11:30 und das Thermometer satte 30°C. Auf meinem Weg zum BMW Museum wir es mit jedem Kilometer ein gefühltes Grad wärmer. Ich parke mein Moped gleich neben der BMW Welt und sichere mein Gepäck mit dem Edelstahl Netz des Herstellers Pack Safe, das ich speziell für diese Reise angeschafft habe.
Bewaffnet mit Lederjacke, Helm und Tankrucksack geht es einige hundert Meter zurück zum BMW Museum. Als ich dort eintreffe läuft mir der Schweiß aus allen Poren. Man ist das heiß. Von der Klimatisierung des Gebäudes spüre ich im ersten Moment rein gar nichts. Während ich mein Ticket kaufe läuft mir der Schweiß in die Augen und ich kann kaum noch etwas sehen, es ist einfach nur schlimm. Bei den Schließfächern im unteren Stockwerk passt der Helm nicht hinein. So ein Mist, auch bekomme ich Jacke und Tankrucksack nicht in ein Schließfach. Also verstaue ich alles separat in Fach 12 und 13. Mit dem Helm in der Hand stiefle ich wieder die Treppe hinauf und bekomme einen Schlüssel für Fach 304, eines der wenigen Fächer die speziell für Motorradhelme gedacht sind. Als Pfand musste ich meinen Personalausweis hinterlegen.
Nach dem alles verstaut ist, schaue ich mir in aller Ruhe das Museum an und bin von den Exponaten mehr als begeistert. An meiner Fuji X-T1 habe ich lediglich das famose Fuji XF 1,4/23mm, das im Kleinbildformat einem 35mm Weitwinkel entspricht. Am Ende des Tages werde ich wieder ausschließlich mit diesem Objektiv fotografiert haben, denn dieses Objektiv ist einfach unglaublich gut.
Nachdem ich einige hundert Fotos geschossen habe treffe ich mich ein letztes Mal im Café M1 mit meinem Freund Aschraf. Er ist heute nicht in Jeans und T-Short, sondern mit Anzug und Krawatte voll herausgeputzt. Das sieht wirklich gut aus, doch trotzdem bin ich froh, dass ich einen solchen Dress schon eine Weile nicht mehr konsequent tragen musste. Besonders im Sommer habe ich Anzug und Krawatte immer als Quälerei empfunden. Im Winter war es meist halbwegs akzeptabel, aber im Sommer bei 35°C noch mit einem Sakko herumzulaufen, das ist echt nicht mein Ding.
Nachdem wir uns verabschiedet haben geht es wieder zum Motorrad. Als ich endlich losfahren kann steht mir das Wasser in den Schuhen, man ist das heiß. Doch auf dem Weg aus der Stadt heraus soll es noch viel wärmer werden. Der Verkehr in München ist im Hochsommer eigentlich nur im Auto bei eingeschalteter Klimaanlage zu ertragen. Auf dem Motorrad ist es mehr als anstrengend. Aber irgendwann ist es geschafft. Beim Starnberger See verlasse ich die Autobahn und fahre auf oft menschenleeren kurvigen Nebenstraßen über Innsbruck zum Örtchen Höfen in Österreich. Da zwischendurch immer mal ein kleines Stückchen Autobahn drin sein kann, kaufe ich mir an der letzten Tankstelle vor Österreich eine Vignette die 10 Tage gültig ist. Sie ist recht preiswert und ich bin vorbereitet. Auf meinem Motorrad habe ich ein Stück Lackschutzfolie angebracht. Dort kann nicht die Vignette aufkleben und sie später samt der Schutzfolie problemlos wieder entfernen.
In Österreich sind ein Verbandskasten und eine Warnweste selbst bei Motorradfahrern Pflicht. Da ich keine Warnweste habe, investiere ich 6,- Euro in eine solche Weste, auch wenn ich sie hoffentlich niemals brauchen werde.
Der Weg durch Österreich bis nach Höfen ist ein Traum. Es geht durch ausgedehnte Wälder, über einsame Passstraßen, nun bin ich wirklich in meinem Element. Gegen Nachmittag liegen noch etwa 100 Kilometer bis nach Höfen vor mir. Am Horizont braut sich allerdings echt was zusammen. Immer wieder höre ich entferntes Donnerrollen und sehe Blitze über den Bergen. Das sieht alles nicht gut aus. Ich halte kurz an, programmiere meine TomTom Urban Rider neu und wähle diesmal „Schnellste Route“. Letztlich erwischt mich der Regen aber doch und ich muss mich fast 90 Minuten an einer Bushaltestelle unterstellen.
Als ich schließlich in Höfen beim Gasthaus Graben eintreffe ist es schon fast 19h. Wenn ich es wirklich wollte, so wäre noch ein Abstecher zum Schloss Neuschwanstein noch drin. Aber ich ganz im Ernst, ich habe keine Lust mehr. So gibt es eine zünftige Brotzeit und zwei schöne kalte Gläser Bier, während ich mir auf der Terrasse einen wunderschönen Sonnenuntergang anschaue. Das Schloss haben heute wieder mehrere tausend Asiaten fotografiert, aber diesen Sonnenuntergang, den habe ich für mich ganz allein.
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Neuschwanstein wäre wohl die zweite längere Schlange gewesen in der du hättest warten müssen. Ich musste seinerzeit ein Ticket lösen mit dem ich erst Stunden später Zutritt hatte.
Das Schloss ist sicherlich schön, man sollte es zumindest von aussen gesehen haben, es gibt auch ringsherum viele Stellen von denen aus man schöne Bilder machen kann.
Tja … das wäre es gewesen … ich selber lebe in Garching und hätte Dir gerne ein kühles Maß ausgegeben … aber vielleicht ein anderes mal 🙂
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