Tag 69 – Unterwegs auf der Nordschleife

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Schon vor einer Weile habe ich via Facebook Markus und seine Freundin kennengelernt. Heute wollen wir uns um 15h am Parador oben in den Canadas del Teide treffen. Als ich gegen 12h endlich startklar bin, brennt die Sonne schon mit satten 30°C vom Himmel. Auf dem Weg zu meinem Motorrad trage ich meinen teuren Schubert C3 Pro wie immer am Kinnriemen, ich glaube es jedenfalls. Ist der Kinnriemen geschlossen, kann man den Helm daran sehr sicher tragen. Heute war ich aber etwas unaufmerksam und so ist mein Helm mit den beiden Klett-Verschlüssen unterhalb des Kinnriemens „gesichert“. Als ich am Parkplatz vor meinem Motorrad angekomme bin staune ich nicht schlecht, als mir plötzlich mein Helm aus der Hand fällt und mit dem Visier nach unten auf dem Asphalt aufschlägt. Ich bin sprachlos und frage mich wie das passieren konnte, mir ist noch nie ein Helm hingefallen. Aber es gibt immer ein erstes Mal.

Das Visier hat jetzt einige tiefe Schrammen die genau „zwischen den Augen“ verlaufen, wie ärgerlich. Aber es ist heiß und ich kann mich jetzt nicht ärgern, sonst laufe ich hier aus. Also schnell ab in den Sattel und los geht der Ritt. Über La Esperanza fahre ich hoch ins Gebirge. Der Weg ist gut beschildert, man folgt einfach den braunen Schildern „El Teide“. Als ich die letzten Ortschaften verlassen habe, ist vor mir ein Paar auf einer schwarzen Yamaha. Er fährt einen schönen ruhigen und sehr flüssigen Stil, ich hänge mich einfach hinten dran. Gemeinsam flitzen wir nun durch die unzähligen Kurven, was für ein Spaß. Oben am Teide würde ich gern beim Restaurant El Portillo etwas trinken, aber als wir dort ankommen ist es brechend voll. „Samstag!!“ schießt es mir durch den Kopf. Der Fahrer der Yamaha und ich haben wohl den gleichen Gedanken und instinktiv lenken wir unsere Motorräder in Richtung Süden zum Parador bei den Los Roques. Bislang war die Straße leer, nun schleichen immer wieder Touristen mit oft weniger als 30 km/h über die enge kurvenreiche Straße.

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Kurz bevor wir die Talstation der Seilbahn erreichen ist dann ein kleiner weißer SUV vor uns. Er fährt besonders langsam, der Fahrer hält lässig den linken Arm aus dem Fenster. Kurve um Kurve schleicht er vor uns her, der Fahrer der Yamaha wird langsam nervös und wartet auf eine Gelegenheit sicher überholen zu können, als der Fahrer des SUV unvermittelt bis zum Stimmstand abbremst und danach den rechten Blinker setzt. Die Yamaha kommt ins Schlingern, Gummi reibt über den Asphalt und einen Augenblick lang befürchte ich, dass es gleich einen Unfall geben wird. Aber einige wenige Zentimeter vor dem weißen SUC kommt die schwarze Yamaha doch noch zum Stehen. Der Motor ist aus, es ist noch der vierte oder vielleicht auch dritte Gang eingelegt.

Ich höre einen Elektrostarter, der Motor heult auf, der Fahrer tritt immer wieder auf den linken Schalthebel und schiebt seine schwere Maschine samt der Beifahrerin vor und zurück um die Gänge einlegen zu können. Als er wieder startklar ist und den ersten Schock überwunden hat fährt er neben das geöffnete Fenster der Fahrertür und ich kann hören wie er auf Spanisch den Fahrer des weißen SUV mit wilden Beschimpfungen überzieht. Als es weiter geht kann ich mir den Fahrer anschauen, er ist vielleicht 40 Jahre alt, kurzer grauer Bart, Frau und Kind, eigentlich nicht das was ich erwartet habe. Trotzdem fährt er seinen Mietwagen schlimmer als ein 90 jähriger fast blinder Rentner aus Osnabrück oder Bielefeld. Leute gibt es…

Beim Parador angekommen ist das Wetter traumhaft schön. Vom Schwitzen auf der Finca bin ich weit weg, hier sind es jetzt angenehme 23°C. Ich kann sogar eine Weile mit Lederhose und T-Short in der Sonne sitzen, bis Markus und seine Freundin eintreffen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis wir schließlich aufbrechen und gemeinsam einige der schönen Aussichtspunkte oberhalb der Wolken mit Blick auf den Pico del Teide abfahren.

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An den Aussichtspunkten sind wir meist völlig allein. Es ist still, man hört nur den Wind, diese überwältigende Ruhe ist für meine beiden Freunde fast ungewohnt.

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Gegen 17h verabschieden wir uns, ich nehme den Weg über Güimar hinunter zur Süd-Autobahn. Auch heute ist hier wieder dichter Nebel. Seit einige Tagen weht der Wind aus Süd-Osten, was sehr selten ist. Bei dieser Wetterlage ist es im Norden der Insel schön sonnig und im Süden und Osten eher feucht und neblig.

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An der Finca angekommen ist schon Zeit für das Abendessen. Gemeinsam mit den anderen Gästen sitze ich noch lange draußen vor dem Restaurant. Wegen der vielen Mücken habe ich mich dick mit Antibrumm eingesprüht. Nun können mir die kleinen Plagegeister nichts mehr anhaben, perfekt. So wird es ein wunderschöner langer Abend mit guten Gesprächen und einigen Kanarischen Köstlichkeiten die in Gläsern mit Eis serviert werden.

Später am Abend schreibt mir meine liebe Sandra, dass sie bei LOUIS in Essen angerufen hat und dass es dort ein neues Visier für meinen Helm gibt. Wenn wir uns nach meiner Rückkehr von El Hierro hier auf der Finca San Juan wiedersehen, wird sie mir das neue Visier mitbringen. Was für ein toller Service!!

5 Kommentare zu “Tag 69 – Unterwegs auf der Nordschleife

  1. Thorsten

    Hallo Ansgar. Ich bin bereits seit einigen Jahren großer Fan Deiner Artikel und Videos, besonders das Thema Teneriffa und natürlich Deine aktuelle Tour sind sehr faszinierend. Aus Deinen Teneriffa Videos habe ich bereits einige Tipps zu sehenswerten Orten erhalten, die ich sonst vermutlich nicht gefunden hätte. Danke dafür. Ich bin im Oktober auch für zwei Wochen dort und würde gern den genauen Standort Deiner Aufnahme wissen, die direkt unter dem Titel „Tag 69 – Unterwegs auf der Nordschleife“ zusehen ist. In etwa ist es mir klar, auf der TF 24 aus Esperanza Richtung Teide kommend, rechts der Strasse, wo der Baumbestand aufhört (Schild Parque Nacional de Teide und La Crucita), dort sind rechts einige Parkplätze…?
    weiter viel Spaß auf Deiner Tour, Gruß Thorsten

    • Hallo Thorsten, es ist kein offizieller Aussichtspunkt. Man fährt von La Esperanza hoch zum Teide und etwa auf halber Wegstrecke ist rechts von der Straße ein großer Felsen, dahinter eine tiefe Schlucht. Neben der Straße kann man ein oder zwei Autos abstellen. Man geht etwas 50 Meter den Felsen hinauf und hat dann dieses Panorama. Für mich einer der besten Plätze um den Teide zu fotografieren.

      • Thorsten

        Danke Ansgar, für den Tip. Werd ich suchen, hab mich ja schon von Deinem Nikon Fieber anstecken lassen und freu mich drauf wieder was Neues zu entdecken. Die Strasse zum Leuchtturm Punta de Teno ist auch wieder frei, der Barranco del Infierno auch wieder, wird also spannend. Inspiriert von Deinen Sternenfotos oben in den Canadas werd ich das mit meinen bescheideneren Möglichkeiten auch mal versuchen. Viel Spaß auf Deiner Tour, gute Fahrt und weiter so tolle Berichte. Gruß aus dem Harz, Thorsten

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