Tag 136 – Die Notebook-Reparatur

Während der vergangenen Monate habe ich mir einen kleinen Bart stehen lassen. So konnte man den Reisefortschritt am Umfang des Bartes messen, es war eine Art Fortschrittsanzeige.

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Doch sehr bald schon werde ich wieder in Deutschland sein und meiner Freundin Sandra gefällt diese kratzige Kinnbehaarung überhaupt nicht. Mein Bruder hat ihn sogar schon als „Schenkelbürste“ bezeichnet, wirklich schlüpfrig was er sich dabei gedacht haben wird 🙂 Wie dem auch sei, irgendwie nervt mich dieses Gestrüpp inzwischen selbst. Die Haut darunter juckt und ist gerötet, das Ding muss heute einfach weg. Im August hatte ich mir einen kleinen Bartschneider gekauft, der sich heute als sehr hilfreich erweist. Es dauert keine 3 Minuten und schon bin ich blitzblank rasiert.

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Nach dem Frühstück fahre ich rüber zur Werkstatt von Dennis in Los Realejos um abzustimmen wie wir es mit der Reparatur der kleinen Lackschäden machen, die bei meinem kleinen Unfall entstanden sind. Später bin ich noch bei meinem Freund Wolfgang, wir trinken ein Bierchen und genießen den herrlichen Sonnenschein mit wunderbarem Blick auf La Orotava und den Pico del Teide.

Später kommt noch seine Frau Karin nach Hause. Ich freue mich sehr sie zu sehen. Karin hat ein wenig eingekauft und kocht für uns drei etwas wirklich Gutes. Es ist asiatisch angehaucht und ein ungewöhnliches sehr leckeres Essen wie ich es schon lange nicht mehr hatte. Am späten Nachmittag fahre ich zurück zur Finca San Juan. Der Tank ist fast leer, also schnell an die Tankstelle. Dort kann ich meinen Augen kaum trauen. Ein Liter Super 98 kostet hier gerade einmal 0,93 Euro. Das habe ich seit 20 Jahren nicht mehr gesehen, es ist krass und ich muss diese Zapfsäule einfach mit meinem Handy fotografieren. Der Tankwart schaut mich an und hält mich sicher für einen kompletten Vollidioten. Aber egal, ich gebe ihm 15,- Euro, dieser Preis ist schlichtweg unglaublich. Danach hält er mich sicher für einen noch größeren Idioten, hoffentlich für einen netten Idioten 🙂

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Auf der Finca angekommen ereilt mich die Bitte mir ein Notebook anzuschauen „das nichts mehr macht“. Es ist ein Windows 7 drauf und es ist auf Spanisch! Jetzt wird es heikel, aber nach einer Weile kann ich es recht gut bedienen. Startet man es neu, so kann man zusehen wie der Speicherverbrauch langsam auf 4 GB klettert und nach etwa zwei Minuten sind beide Prozessorkerne dauerhaft zu 100% ausgelastet. Ich schaue mal im Taskmanager und mache eine Performance-Analyse. Aber einen „einzigen Verdächtigen“ kann ich nicht ausmachen, es scheint eine Summe mehrerer Programme zu sein die hier Amok laufen.

Das Notebook ist so mit sich selbst beschäftigt, dass man es nicht einmal mehr herunterfahren kann. Hier hilft nur den Ein- Ausschalter lange festzuhalten, irgendwann wird das Display dunkel. Nun starte ich das Ding im abgesicherten Modus und schaue nach was los ist.

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Beim Kauf war ein Virenscanner vorinstalliert, als der irgendwann nicht mehr funktionierte und nach einer kostenpflichtigen Lizenz verlangte, hat jemand einfach einen zweiten Virenscanner installiert. Nach einer kurzen Suche finde ich noch einen dritten Virenscanner. Beim Versuch die Virenscanner zu deinstallieren melden sich die Virenscanner und teilen mir mit, dass ich nicht berechtigt bin diesen Virenscanner zu deinstallieren. Auch findet sich noch allerlei anderes altes Zeug. Es gibt Programme die automatisch starten und Tinte für einen Drucker bestellen wollen die es nicht mehr gibt oder nach einem UMTS-Stick verlangen der längst in die Mülltonne gewandert ist. All diese Programme lassen sich nicht deinstallieren. Kurz vor Schluss kommt eine Fehlermeldung und dann werden die Programme wieder hergestellt.

Es ist zum wahnsinnig werden und ich verstehe gut warum dieses Notebook bei mir gelandet ist. Ich verstehe auch gut warum so viele Leute auf Windows schimpfen. Es ist einfach nicht resistent gegen Benutzer die nicht wissen was sie tun und in kürzester Zeit einfach jede Windows-Installation in die Knie zwingen können.

Schließlich lade ich mir ein Programm herunter mit dem ich den MacAfee Virenscanner entfernen kann: http://support.kaspersky.com/de/general/uninstall/2237

Es dauert eine halbe Ewigkeit und danach kann ich auch den nicht funktionsfähigen Kaspersky Virenscanner entfernen. Nun läuft das Notebook schon etwas schneller. Als nächstes wird groß aufgeräumt und am Ende die Festplatte defragmentiert. Jetzt läuft das Ding wieder halbwegs normal. Eigentlich würde ich gern Windows 10 installieren, aber das kann ich mit der langsamen Internet-Leitung der Finca nicht herunterladen und außerdem habe ich keine Lizenzschlüssel usw. Also belasse ich es dabei nach den letzten Updates zu suchen. Und auch das wird eine Geduldsprobe die sich letztlich bis zum nächsten Morgen hinziehen wird. Am nächsten Morgen sind endlich alle Updates installiert und das Notebook läuft wieder. Müsste ich von solchen Arbeiten leben, ich müsste etwa so viel verlangen wie das Notebook neu kosteten würden. Als Supporter für vermurkste Windows-Notebooks werde ich daher wohl niemals mein Geld verdienen können, es dauert einfach zu lange.

Natürlich könnte man jedes vermurkste Notebook einfach neu installieren, das ginge schnell aber das Entsetzen der Besitzer wäre sicher gewaltig wenn nach der „Reparatur“ einfach alles weg wäre…

Mein Tipp an alle unerfahrenen Windows-Nutzer: Installiert nicht jeden Scheiss!

Nur weil bei einer Ausgabe einer Computerzeitung massenhaft kostenlose Programme mitgeliefert werden, muss man diese nicht alle ausprobieren! Was nichts kostet ist auch häufig nichts, im Zweifel wird etwas das nichts kostet Kosten verursachen. Geht man mit einem Windows-Computer mit Bedacht um und installiert nur die Software die man wirklich benötigt, so wird man damit über viele Jahre hinweg keine Probleme haben. Wer auf Webseiten von Hackern und Kriminellen nach geklauten Versionen teurer Software sucht, der wird langfristig mit keinem Windows-Computer seine Freude haben, weil AdWare, Viren, Trojaner und andere Schadprogramme jeden Computer irgendwann lahmlegen.

Ein neuer Trick von innovativen Cyber-Kriminellen ist es, Dateien auf dem lokalen Computer zu verschlüsseln und vom Anwender ein Lösegeld für das „Freigeben“ der Dateien zu verlangen. Teilweise kann man sogar bequem via PayPal bezahlen. Der Phantasie der Kriminellen sind kaum Grenzen gesetzt und daher sollte man bei jedem Programm das man auf seinem Computer installiert ganz genau überlegen woher es stammt und ob man es wirklich braucht.

Ungefährlich erscheinen einige kostenlose Programme wie beispielsweise Microsoft Security Essentials, VLC, FileZilla, FireFox, Google Chrome, OpenOffice. Wer solche Software braucht, der sollte sich dennoch die Quelle genau anschauen. Nicht ist einfacher als beispielsweise einen kostenlosen VLC-Mediaplayer „neu zu verpacken“ und ein kleines Spionageprogramm in das neue Installationsprogramm einzuschmuggeln.

Der alte Spruch „Augen auf im Straßenverkehr“ gibt auch in der Computerwelt!

So geht letztlich für mich ein ruhiger Tag ohne Fotos zu Ende. Jetzt muss ich nur noch mein Motorrad abgeben und einen Flug nach Deutschland buchen um meine liebe Freundin Sandra wieder glücklich machen zu können.

 

Ein Kommentar zu “Tag 136 – Die Notebook-Reparatur

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