Tag 19 – Valle Verzasca

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Vor etwa 13 Jahren habe ich meiner damaligen Freundin Ilka die schöne Schweiz gezeigt. Später sind wir weiter in die Toskana gefahren. Von Frau Moser, der Inhaberin des Hotels „Zum Rebstock“ in Luzern, haben wir damals den Tipp bekommen bei Framus Witschi und seiner Frau Angela im Valle Verzasca ein paar Tag zu verbringen. Im Tal angekommen sind wir damals gewandert und schließlich in Sonogno am Ende des Tals gelandet. Seit dieser Zeit habe ich dieses Tal in allerbester Erinnerung und bin dort immer wieder gern.

Bei meinem Aufenthalt in München haben mir meine Freunde Isolde und Aschraf erzählt, dass es ein Stück hinter Sonogno einen tollen Wasserfall gibt. Hey das wusste ich noch gar nicht! Da das Valle Verzasca nicht weit von Domodossola entfernt ist, habe ich mir heute eine Fotosession an eben diesem Wasserfall bei Sonogno vorgenommen.

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Nachdem mein Handywecker mich versehentlich um 6h geweckt hatte, das war noch von Lufingen so eingestellt, war ich wach und konnte nicht mehr schlafen. Als guter Nebeneffekt bin ich aber schon um 8:30 vollständig abmarschbereit. Mit meiner Fuji X-T1, der Fuji X-E2 und einigen Objektiven, Filtern und einem Stativ geht es kurz darauf recht leicht bekleidet in Richtung Osten. Das Thermometer meiner BMW zeigt so früh am Morgen schon 25°C. Allerdings ist der Himmel mit schweren Wolken verhangen. In meiner Wetter-App habe ich gesehen, dass es heute Gewitter geben soll. Nach der Hitze der vergangenen Tage ist das nicht weiter verwunderlich.

Es geht durch das Masera Tal, es ist landschaftlich reizvoll und die Straßenbauer haben ganze Arbeit geleitet. Über weite Strecken ist die Straße komplett an den steilen Felsen „geklebt“. Immer wieder kann man sehen, dass die nächsten Kurven komplett auf Betonpfeilern stehen. Mich erinnert das an die Landebahn des Flughafens von Madeira. Allerdings waren es dort nur ein paar hundert Meter, hier fährt man fast 30 Minuten auf einer solchen Straße!

Auf etwa halbem Weg setzt kräftiger Regen ein. Immer wieder stelle ich mich unter, warte eine halb Stunde und fahre weiter. Doch bereits einigen Minuten später habe ich die Regenfront wieder eingeholt. Regenkleidung habe ich nicht dabei, das Thermometer zeigt inzwischen auch schon 28°C. Es ist also ein lauwarmer Sommerregen, aber beim Fahren mit dem Motorrad ist es trotzdem fies.

Mehrfach ziehe ich in Erwägung umzukehren, doch dann siegt die Neugierde. Ich will diesen Wasserfall sehen!

In Ascona ist die Hölle los, es geht einfach gar nichts. Immer wieder versuche ich dem Stau auszuweichen, komme letztlich aber doch nicht weiter. Schließlich lande ich in einem 5.300 Meter langen Tunnel in dem es voll im Ernst 42°C heiß ist. Hu, das ist heftig und ich muss während der Quälerei im Tunnel daran denken, dass ich am Morgen gelesen habe, dass eine Frau vergessen hat ihr Baby im Kindergarten abzugeben und es dann bei 42°C im Auto der Mutter gestorben ist. In diesem Tunnel ist es wirklich ätzend und hier eine Panne zu haben, das mag ich mir gar nicht ausmalen.

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Auf diesem Screenshot kann man den Tunnel gut sehen, es ist das Stück das mit der [13] markiert ist.

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Als ich schließlich in Sonogno eintreffe ist es fast 12h. In einem kleinen Restaurant das ich gut kenne, genehmige ich mir einen Bündnerteller und eine Flasche Rivella Rosso. Danach einen Kaffee und schon bin ich bin 35,- Euro los. Da ich keine Franken mehr habe, rechnet die Kellnerin 1:1 von Schweizer Franken in Euro um, kein schlechtes Geschäft – Für sie!

Frisch gestärkt geht es zu Fuß durch Sonogno. Meine BMW habe ich am Sammelparkplatz am Ortseingang abgestellt. Alle wichtigen Dinge die im Tankrucksack waren habe ich in den abschließbaren Koffer verfrachtet. Helm und Lederjacke habe ich mit den ROK Straps am Motorrad befestigt. Im Tankrucksack ist jetzt praktisch nichts mehr. Während ich alles umgeräumt habe, musste ich daran denken wie ich damals meinen Peugeot 406 Coupé mit einem zusätzlichen Lenkradschloss gesichert habe und daraufhin von einer Schweizerin ausgelacht wurde. „Als wenn hier jemand solch einen roten Kleinwagen stehlen würde.“ Bei meiner Rückkehr werde ich übrigens feststellen, dass ich im Eifer des Gefechts vergessen habe den Koffer abzuschließen. Mein TomTom usw. ist aber nicht da. So ist da eben in der Schweiz, wer beklaut hier schon ein altes Motorrad wenn man auch einen Ferrari ausräumen kann?

Bevor ich loslaufe gibt es ein neuerliches Mopedfoto mit der Fuji X-E2 und dem XF 18-55mm bei offener Blende. Es gibt ein klein wenig Hintergrundunschärfe, aber viel ist es nicht.

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Hier zum Vergleich das Foto das ich Stunden später nach meiner Rückkehr mit dem Fuji XF 1,2/56mm aufgenommen habe. Der Hintergrund ist hier deutlich weicher und das Motorrad hebt sich viel besser vom Tor im Hintergrund ab.

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Hier nun einige Impressionen aus Sonogno. Die Fotos habe ich mit dem Fuji XF 18-55, dem XF 10-24 und dem XF 1,2/56mm aufgenommen. Wer genau hinschaut wird sofort sehen welches Foto mit welchem Objektiv gemacht wurde!

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Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch kann man den Wasserfall schon in der Ferne sehen.

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Der Wasserfall ist links vom Wanderweg und man muss mehrere Brücken überqueren.

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Gleich hinter der ersten Brücke steht dieses witzige Hinweisschild. Zu Fuß nach Cap. Oslo in 6h55 Minuten – ob das so genau hinkommt??

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Am Wasserfall angekommen mache ich zunächst einige Fotos mit der Fuji X-E2 und dem XF 18-55mm. Dabei verwende ich einen 8x Graufilter mit einem 58mm Filtergewinde des Herstellers HAIDA. Später nehme ich noch etliche Fotos mit der Fuji X-T1 und dem XF 10-24mm auf. Dabei benutze ich zunächst einen 4x Graufilter, dann zusätzlich einen 8x Graufilter und später den ND1000 der fast schwarz ist und Belichtungszeiten von 30s und mehr bei vollem Tageslicht ermöglicht.

Damit man als Leser einen Eindruck von der Größe dieses Wasserfalls bekommt starten wir mit einem Bild das ich eigentlich etwas später von einer kleinen Anhöhe aus aufgenommen habe. Man beachte die winzigen kleinen Touristen unten am See!

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Hier jetzt eines der Fotos aus der Fuji X-E2 mit dem HAIDA 8x Graufilter.

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So sieht übrigens mein kleines Motorradstativ aus, dass ich speziell für diese Reise gekauft habe. Was da so schief dran hängt ist meine Fuji X-T1.

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Hier nun einige Fotos aus der Fuji X-T1 mit dem XF 10-24mm und verschiedenen Graufiltern.

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Dreht man sich auf der kleinen Anhöhe um etwa 180° hat man dieses schöne Panorama.

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Letztlich bin ich mit meinen Fotos des Wasserfalles leider mehr als unzufrieden. Dieser Wasserfall liegt tagsüber voll im Gegenlicht und macht schöne Fotos mit einem Extremweitwinkel fast unmöglich. Wer hier wirklich gute Fotos machen möchte, der sollte hier kurz vor Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang eintreffen.

Ich selbst muss noch etwa zwei Stunden mit dem Motorrad wieder zurück nach Italien fahren und daher breche ich im etwa 16h meine Fotosession am Wasserfall ab. Zu Fuß geht es nach Sonogno. Beim ersten Restaurant halte ich kurz an und trinke ein kleines alkoholfreies Bier. Es kostet 5,- CHF. Leider habe ich aber nur noch deutsches Geld dabei. Meine letzten Franken habe ich gestern beim Frühstück mit Beat Achermann aufgebraucht. Aber es ist kein Problem, auch hier kann ich in Euro bezahlen. Der Kellner rechnet ebenfalls ganz frech 1:1 um, damit ist das kleine Bierchen deutlich teurer als 5,- Euro. Mein Wechselgeld bekomme ich bei ihm allerdings in CHF, er hat mich also doppelt verarscht.

Weil mein kleinster Geldschein eine 20 Euro Note war, habe ich jetzt wieder 15 Schweizer Franken in der Tasche. In 60 Minuten werde ich die Schweiz verlassen, was soll ich damit bloß anstellen?

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Hier habe ich noch schnell einen Bokeh-Vergleich zwischen dem Fuji XF 18-55mm und dem Fuji XF 1,2/56mm.

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Die folgenden Fotos habe ich alle mit der Fuji X-T1 und dem XF 1,2/56mm aus dem Handgelenk geschossen.

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Beim letzten Restaurant vor dem Ortsausgang frage ich kurz was ich für 15 Franken bekommen kann. Die Kellnerin versteht mich leider nicht. Englisch kann sie auch nicht. Hm, sie holt ihre Kollegin, die versteht mich! Ich kann einen Salamiteller für 10,- CHF und ein Rivella Blau für 4,- CHF bestellen. Gesagt getan, es bleibt sogar noch ein Franken für das Trinkgeld.

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Auf meinem Rückweg ist die Straße trocken, es sind lässige 28°C und mir macht die kurvige Straße großen Spaß. Allerdings ist die Höchstgeschwindigkeit immer wieder auf 30, 50, 60 oder 80 km/h begrenzt. Will man hier nicht versehentlich zu schnell fahren, so muss man wirklich aufpassen.

Nach einigen Kilometern ist hinter mir ein blauer Mitsubishi EVO, eine richtig geile Rennmaschine ist das. Aber was will man mit solch einer Karre hier in der Schweiz? Aber egal, mein Motorrad ist auch hoffnungslos übermotorisiert. Während ich mich entspannt durch die schier endlosen Kurven schwinge wird der Typ mit der blauen Ralley-Rakete hinter mir immer ungeduldiger. Als er plötzlich auf einem halbwegs geraden Stück unerwartet mit an mir vorbei ziehen will, erschrecke ich mich fast zu Tode. Ich bin gerade im Kurvenmodus und achte auf die Straße, die Leitplanken und meine Höchstgeschwindigkeit. Als da plötzlich direkt neben meinem linken Knie eine Motorhaube auftaucht geht mir ein Schreck durch die Glieder. Ich habe ein paar Meter gut am Gas gehangen und er war wohl schon länger hinter mir. Selbst im 4. Gang geht meine BMW bei kurzen Gasstößen besser ab als seine blaue Blechkiste. Und so ist er wohl schon eine Zeit neben mir und versucht vergeblich zu überholen, bemerken tue ich ihn allerdings erst als es fast zu später ist.

Als ich vom Gas gehe kann er mit seiner Kutsche an mir vorbeiziehen und muss in den nächsten Kurven kräftig auf die Bremse treten um nicht in der Leitplanke zu landen. Hui, das hätte in Auge gegeben können. Manchmal frage ich mich warum diese jungen Johnnys hier oft meinen sie wären Walter Röhrl? Wenn die Polizei sieht was der Typ hier veranstaltet, dann ist der Führerschein weg und seine aufgemotzte Blechbüchse gleich mit. Aber sicher wird ein Führerschein in der Schweiz völlig überbewertet…

Hier kann man übrigens einen Teil seines riskanten Überholmanövers aus der „Ich-Perspektive“ sehen…

Später beim Schreiben dieses Artikels wundere ich mich was hier so komisch nach Parfüm riecht. Jetzt weiß ich es, das ist das „Antibrumm“ welches ich jetzt endlich abwaschen werde. Morgen geht es ins Aostatal und danach weiter in Richtung Süden.

Schauen wir mal was mich dort erwartet, gute Nacht!

3 Kommentare zu “Tag 19 – Valle Verzasca

  1. […] Tag 19 – Valle Verzasca […]

  2. Anas

    Ich glaube mich zu erinnern dass W. R. mal sagte:
    Beschleunigung ist wenn die Tränen der Ergriffenheit seitlich nach hinten laufen

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