Meine Zeit auf Fuerteventura läuft ab, irgendwie viel zu schnell. Aber ich versuche trotzdem nicht in Hektik zu verfallen, auch wenn es in zwei Tagen schon wieder weitergehen wird. Das Frühstück gibt es auch heute wieder im Garten, mein Motorrad ist nass und es sieht aus als hätte es geregnet. Das Frühstück wird hier im Casa Isaitas jeden Tag ein klein wenig variiert. Sehr niedlich ist die Kellnerin. Heute sieht sie mich und sagt mit einem fragenden Blick „Cafe con leche?“. Sie kennt mich schon sehr gut und ich muss nur noch nicken. Als sie mit dem großen Tablett kommt, stellt sie es auf dem Tisch ab und serviert mir der Reihe nach alle Leckereien die sie für mich mitgebracht hat. Bei allem was sie vom Tablett vor mir auf den Tisch stellt sagt sie den spanischen Namen, ganz langsam so dass ich es fast im Geiste buchstabieren kann. Dabei grinst sie verschmitzt.
Gegen 15h steht die Sonne nicht mehr im Zenit, es gibt jetzt schöne lange Schatten und ich mache mich auf den Weg. Im Gepäck habe ich mein Stativ, die Fuji X-T1 und mehrere Objektive. Es geht auf der echt schönen FV-30 nach Norden, wieder einmal. Diese Straße gefällt mir so gut, ich könnte sie jeden Tag mehrfach rauf und wieder runter fahren. Allerdings muss man sehr aufpassen, denn hier gibt es immer wieder kleine Felsrutsche. Auch wenn die Steine und größeren Brocken schnell weggeräumt werden, es bleibt viel Staub und Dreck auf dem Asphalt. Die Straße windet sich ziemlich hinauf in die Berge und ist kaum gesichert. Wem hier das Hinterrad im Sand wegrutscht, der klatscht entweder direkt gegen eine Felswand der stürzt in die Tiefe. Beides ist sicher kein schöner Tod, daher fahre ich hier zwar forsch, aber doch mit Bedacht.
Mein Ziel ist heute die Ortschaft Los Molinos. Auch dort gibt es eine schöne restaurierte Windmühle, sie sind die Wahrzeichen dieser Insel. Bei der Windmühle angekommen steht sie auf freiem Feld, nicht stört den Blick auf dieses schöne Bauwerk und so kann ich ganz in Ruhe bei tollem Sonnenschein um mein Motiv herumschleichen und nach einer guten Perspektive für ein schönes Foto suchen.
Nach meiner Fotosession bei der Mühle geht es weiter in Richtung Westen. Bei Google Maps habe ich eine kleine Bucht mit einigen Häusern gefunden. Dort angekommen gibt es ein kleines Restaurant und einige wenige Häuser direkt am Meer.
Nach eine kurzen Fotosession und einem kalten Bier geht es wieder weiter nach El Cotillo. Dieser Ort ist größer als erwartet und gleich beim idyllischen kleinen Hafen gibt viele nette Restaurants.
Es geht weiter in Richtung Osten, ich fahre jetzt eine etwas größere Schleife. Erst Osten, dann Norden und später wieder Westen und dann auch Süden. Während ich die Straßen, das Klima und die Kurven genieße geht langsam die Sonne unter. In der Nähe von Antigua sehe ich einige hundert Meter entfernt eine sehr schöne Mühle links neben der Straße. Die Wolken über den Bergen dahinter leuchten in den tollsten Farben. Ich gehe voll in die Bremse und biege in die nächste kleine Straße ab. Auf meinem TomTom wird ein Gewirr kleiner Wege angezeigt, fast alles sind staubige Trampelpfade. Blöderweise kann man sie auf dem TomTom nicht von asphaltierten Straßen unterscheiden. So irre ich ein wenig umher, bis ich schließlich an eine Stelle komme an der eigentlich gar nichts mehr geht. Hier wäre es ein großer Spaß es mit einem Geländewagen so richtig krachen zu lassen. Aber mit meiner schweren Maschine und den glatten Straßenreifen bin ich hier total falsch. So parke ich mein Motorrad und laufe zu Fuß zur Mühle um im letzten Licht ein paar schöne Fotos zu schießen.
Mit Beginn der Nacht fahre ich nochmals zum Mirador an dem ich am Tag zuvor Cem aus Heidelberg bei seiner Fotosession getroffen habe.
Dort kann ich die Milchstraße unglaublich gut sehen und bin wie im Rausch. Es entsteht Bild um Bild und als ich spät in der Nacht zurück zum Hotel komme bin ich mit meiner Beute mehr als glücklich.
Im Hotel angekommen parke ich mein Motorrad im Innenhof, hänge schnell alle Kameras an die Ladegeräte, putze die Zähne und falle in einen tiefen festen Schlaf. Was für ein genialer Tag, wieder einmal…
[…] Tag 122 – Windmühlen und Milchstraße […]